Steht Wladimir Putin vor dem endgültigen Machtverlust? Trotz eines öffentlichen Aufrufs eines russischen Kommandeurs zum Sturz Putins scheint es bislang keine Konsequenzen zu geben. Experten sehen darin ein klares Zeichen für Risse in Putins Sicherheitsapparat. Hat der Kremlchef möglicherweise seine Autorität verloren? Diese Frage stellt sich, da die brisanten Äußerungen des Kommandeurs Georgy Zakrevsky bislang ohne Folgen blieben, hat Putin die Macht längst verloren? So ist die Lage im Kreml:
Zakrevsky, Gründer der privaten russischen Miliz "Paladin", die wie viele andere Söldnergruppen lose mit dem Kreml verbunden ist, richtete vor etwa zwei Wochen in einer Videobotschaft schwere Vorwürfe an Putin. Er machte ihn für die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Russlands verantwortlich und forderte das Militär auf, sich gegen den Präsidenten zu wenden. Der britische Experte Professor Mark Galeotti vom RUSI (Royal United Services Institute) sieht darin einen Hinweis auf den Zerfall des Kreml-Sicherheitsapparats. Im Gespräch mit der britischen Zeitung "Express“ betonte Galeotti, dass die Tatsache, dass Zakrevsky bislang nicht verhaftet wurde, deutlich zeigt, wie fragil Putins Position geworden ist. "Es ist auffällig, dass er so etwas sagen kann, ohne sofortige Konsequenzen zu spüren. Der Kreml könnte befürchten, dass harte Maßnahmen gegen ihn unerwünschte Reaktionen auslösen könnten“, erklärt Galeotti.
Der Zerfall des Sicherheitsapparats habe sich bereits seit Monaten abgezeichnet, besonders seit der Wagner-Meuterei im vergangenen Jahr. Galeotti geht zwar nicht von einem baldigen Sturz Putins aus, sieht aber zwei Szenarien, die eine Rebellion wahrscheinlicher machen könnten: Eine schwere Erkrankung Putins oder eine massive Wirtschaftskrise in Russland. Sollte es zu einem Umsturz kommen, erwartet Galeotti, dass eine Koalition aus Militär, Sicherheitsdiensten und der politischen Elite beteiligt wäre, ähnlich wie beim erfolgreichen Putsch gegen Chruschtschow in den 1960er Jahren oder dem gescheiterten Versuch gegen Gorbatschow 1991.