Putins Soldaten meutern! Moskau – Im Zuge des Ukraine-Kriegs sind erneut Videos von russischen Soldaten aufgetaucht, die auf Missstände in den russischen Streitkräften hinweisen. Die Videos zeigen Soldaten in kleinen Gruppen, die auf die mangelhafte Ausbildung, inkompetente Kommandanten, unzureichende Ausrüstung und ausstehende Zahlungen aufmerksam machen. Die Soldaten wollen nicht mehr kämpfen und ihr Leben wegwerfen – droht Putin eine Masse-Meuterei?
Der auf Übersetzungen von Fundstücken aus dem Ukraine-Krieg spezialisierte Twitterkanal “Wartranslated” hat ein neues Video mit englischen Untertiteln auf Twitter veröffentlicht. In dem Video, das das Logo des Nachrichtendienstes Telegram trägt und offenbar dort gepostet wurde, berichten die Männer, dass sie im September 2022 in der südrussischen Region Altai Krai rekrutiert wurden und sich derzeit direkt an der Kriegsfront in der Ukraine befinden. Sie geben an, dass sie bereits stundenlangen Angriffen ukrainischer Panzer ausgesetzt waren und keine andere Wahl hatten, als sich defensiv zu verhalten, da ihnen keine Artillerie-Einheit zur Unterstützung gestellt wurde. Der Wortführer im Video erklärt, dass sie nicht bereit seien, den Panzern mit Gewehren entgegenzutreten. Die Soldaten betonen mehrfach, dass sie unter den gegebenen Bedingungen nicht kämpfen können, und richten ihre Worte direkt an den russischen Machthaber Wladimir Putin. Sie fordern ihn auf, ihnen “schnellstmöglich” geeignete Mittel zur Verfügung zu stellen.
In ähnlichen Videos wird meistens nicht der Kriegseinsatz im Allgemeinen kritisiert, sondern speziell die schlechten Zustände an der Front. Neben der fehlenden Ausrüstung und Unterstützung durch Artillerieeinheiten fehlt es den Soldaten an allen Ecken und Enden. Die Kommunikation mit der Militärführung ist schlecht, und die Existenz bestimmter Einheiten, die in den Dokumenten der Soldaten angegeben sind, wird von ihnen und ihren Familien in Russland bezweifelt. Auch die Anweisung eines Kommandanten, sich nach einem Angriff zur “dritten Verteidigungslinie” zurückzuziehen, erweist sich offensichtlich als Lüge. Der Soldat im Video betont, dass sie sich tatsächlich in der “nullten Reihe” befinden. Auch die Versorgungslage für die russischen Soldaten ist schlecht. Als sie ihre Kommandanten um Wasser und Lebensmittel baten, wurden sie beschimpft. Der Soldat sagt: “Sie erzählen euch, dass es Essen und Wasser im Wald gibt – das stimmt nicht.” Auch die Munition wird in der Regel geliefert, wenn sie bereits dringend benötigt wird. Bei der Versorgung von Verletzten dauert es rund sieben Stunden, bis Hilfe eintrifft, was bei einigen der Soldaten bereits zu schweren Verletzungen geführt hat, die bei angemessener Behandlung nicht so schwerwiegend gewesen wären.
Kurz zuvor war bereits ein Video einer anderen Gruppe von Soldaten aufgetaucht, das ebenfalls von “Wartranslated” mit Untertiteln versehen wurde. In dem Video sind Soldaten aus verschiedenen Regimentern zu sehen, die nun gemeinsam in einer Kompanie kämpfen. Von den ursprünglich über 100 Soldaten sind nur noch 40 übrig, auch hier war die Versorgung der Verletzten miserabel. Die Soldaten drohen tatsächlich damit, den Kampf einzustellen, da sie neben der schlechten Versorgung auch seit Januar keinen Sold mehr erhalten haben und teilweise ihre eigene Munition kaufen mussten.
Die Männer kündigen an, dass sie am Tag der Aufnahme, dem 6. Juli, erneut zwangsweise verlegt werden sollten, aber entschlossen sind, sich dagegen zu wehren. Über die Umsetzung ihrer Drohung und den weiteren Verbleib der Soldaten gibt es bislang aber keine weiteren Informationen.