Der Kreml erlebt einen harten Schlag mit dem Angriff auf den Sitz der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol. Etwa anderthalb Jahre nach der Invasion zeigt sich die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meer in einem desolaten Zustand. Dies ist die momentane Situation von Putins Flotte:
Trotz Berichten, dass Admiral Wiktor Sokolow, der Flottenkommandeur, den Luftschlag auf das Hauptquartier überlebt hat, entgegen den ersten Meldungen der ukrainischen Militärführung, hat die russische Schwarzmeerflotte erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Dies sind die schwersten Schläge, die die Flotte seit dem 24. Februar 2022 erlitten hat. Der Lenkwaffenkreuzer Moskwa, der seit über 20 Jahren als Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte diente, sollte eigentlich westliche Flugzeugträger bekämpfen. Stattdessen war die Moskwa in Kämpfe gegen einen Gegner verwickelt, der kaum eine nennenswerte Marine besaß und unterstützte die Bombardierung ukrainischer Städte. Die Überheblichkeit Russlands gegenüber der ukrainischen Armee führte jedoch zum Untergang des Flaggschiffs. Am 13. April wurde die Moskwa von ukrainischen Streitkräften mit zwei R-360 Neptun Seezielflugkörpern getroffen. Trotz verzweifelter Rettungsversuche der russischen Marine sank die Moskwa am 14. April, wobei vermutlich mehr als 100 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.
Die Versenkung der Moskwa markierte in den ersten Kriegswochen einen psychologisch wichtigen Sieg für die ukrainischen Verteidiger. Sie hatte aber auch direkte Auswirkungen auf die russische Seekriegsführung: Die Moskwa schützte mit ihren S-300 Flugabwehrraketen andere russische Kriegsschiffe, die ukrainische Städte mit Raketen beschossen. Nach dem Verlust ihres Flaggschiffs musste die Schwarzmeerflotte ihre Strategie umstellen und ihre Kriegsschiffe hielten nun mehr Distanz zur ukrainischen Küste. Nach dem Verlust der Moskwa wurde Admiral Igor Osipow des Kommandos über die Schwarzmeerflotte enthoben und Admiral Wiktor Sokolow wurde zum neuen Befehlshaber ernannt. Aber die Moskwa war nicht der einzige Verlust der Schwarzmeerflotte. Erst vor zwei Wochen wurde das russische Jagd-U-Boot B-237 durch ukrainische Marschflugkörper so schwer beschädigt, dass eine Reparatur unwahrscheinlich ist.
Auch mehrere Landungs- und Patrouillenboote wurden im Laufe des Krieges zerstört oder schwer beschädigt. Dies stellt ein großes Problem für die russischen Streitkräfte dar, da die verlorenen Kriegsschiffe nicht einfach durch Einheiten aus anderen Regionen ersetzt werden können. Der Zugang zum Schwarzen Meer ist derzeit für Kriegsschiffe gesperrt. Zudem sind die Reparaturarbeiten an beschädigten Schiffen gefährdet, da die ukrainischen Streitkräfte Drohnen einsetzen, um die Schiffe in den Häfen anzugreifen. Die Schutzvorkehrungen der russischen Armee, einschließlich Netze, scheinen nur begrenzt erfolgreich zu sein.
Trotz alledem verfügt die Schwarzmeerflotte noch über einige Lenkwaffenkreuzer und U-Boote, von denen weiterhin Marschflugkörper gegen Ziele in der Ukraine abgeschossen werden. Dies wurde auch vom britischen Verteidigungsministerium bestätigt, das erklärte: “Mit hoher Wahrscheinlichkeit bleibt die Flotte weiterhin in der Lage, ihre Kernmissionen im Krieg – Angriffe mit Marschflugkörpern und lokale Sicherheitspatrouillen – zu erfüllen.”