Wird Moskau das Kriegsblatt noch wenden? Laut Berichten der "Kyiv Post" scheint Russland in den Auseinandersetzungen in der Ukraine verstärkt auf eine innovative, jedoch brutale Strategie zurückzugreifen. Es handelt sich um die verstärkte Verwendung von präzisionsgelenkten Gleitbomben, gegen die die ukrainischen Truppen bisher keine wirksame Abwehrstrategie entwickeln konnten. Diese Waffe könnte den Verlauf des Konflikts erheblich verändern - hier ein Überblick über die Situation an der Front:
Vitaliy Barabash, der Leiter der Stadtverwaltung von Awdijiwka, berichtete am Dienstagmorgen von mindestens zehn Gleitbomben, die von russischen Jagdbombern abgeworfen wurden. Obwohl die Bedrohung einer Besetzung von Awdijiwka schon seit über einem Jahr besteht, hat sich die Lage nun dramatisch zugespitzt. Die russischen Militärpiloten, die bislang auf veraltete Bomben setzten, verwenden nun offenbar modifizierte Gleitbomben. Diese sind mit Flügeln und Elektronik ausgestattet und können so präzise Ziele anfliegen und dort detonieren. Die UPAB-1500- und FAB-500-Gleitbomben spielen eine zentrale Rolle in diesen Angriffen und sind seit April beziehungsweise September massiv im Einsatz. Die neue Strategie beinhaltet auch koordinierte Luftangriffe mit mehreren Jagdbombern, die jeweils mehrere dieser "intelligenten" Bomben tragen. Diese Gleitbomben können bis zu 50 km vom Abwurfpunkt bis zum Ziel zurücklegen, was sie außerhalb der Reichweite der ukrainischen Luftabwehrsysteme hält.
Die Folgen der Bombenangriffe sind dramatisch und verheerend. Bomben dieser Größenordnung haben in der Vergangenheit ausgereicht, um ein 14-stöckiges Gebäude mit nur einer Explosion zu zerstören oder einen Krater in der Größe eines Schwimmbades zu hinterlassen. Juri Ignat, der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, erklärte, dass die Ukraine derzeit keine effektiven Maßnahmen hat, um die Bomben abzuwehren oder die russischen Bomber zu stören. Der Kreml intensiviert seine Luftangriffe und ein Ende oder Höhepunkt ist derzeit nicht absehbar. Trotz der umfangreichen Luftabwehrsysteme, die von westlichen Verbündeten wie den USA und Deutschland zur Verfügung gestellt wurden, können nur wenige dieser Systeme effektiv gegen die neuen russischen Bombentechniken eingesetzt werden. Dies stellt das ukrainische Militär vor große Herausforderungen, insbesondere bei der Positionierung seiner fortschrittlichsten und teuersten Flugabwehrsysteme, die sich in unmittelbarer Nähe zur Front und somit im Einflussbereich russischer taktischer Raketen befinden. Dies führt zu einer äußerst komplexen und risikoreichen Verteidigungssituation für die ukrainischen Streitkräfte.