Zum Auftakt des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg hat der russische Präsident Wladimir Putin zum Ausgleich für fehlendes Getreide aus der Ukraine kostenlose Getreidelieferungen an sechs afrikanische Staaten versprochen. Moskau werde in den kommenden Monaten "in der Lage sein, kostenlose Lieferungen von 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide nach Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, in die Zentralafrikanische Republik und nach Eritrea zu gewährleisten", sagte Putin in seiner am Donnerstag im russischen Fernsehen übertragenen Eröffnungsrede des Gipfels.
Das Auslaufen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides Mitte Juli hatte zu Befürchtungen hinsichtlich der Getreideversorgung insbesondere afrikanischer Staaten geführt. Russland könne "ukrainisches Getreide im Handel ersetzen, und zwar kostenlos", sagte Putin. Sein Land sei ein "starker und verantwortungsvoller Erzeuger".
Putin bekräftigte zudem russische Vorwürfe, dass westliche Länder die Ausfuhr von Getreide und Düngemitteln aus Russland behinderten. Vorwürfe, Russland habe dem Abkommen ein Ende gesetzt, seien falsch. "Keine der Bedingungen" des Abkommens zu russischem Getreide und Düngemitteln aus dem Land sei erfüllt worden.
Zu dem zweitägigen Gipfel in Putins Heimatstadt werden Delegationen aus 49 afrikanischen Staaten erwartet - darunter 17 Staatschefs wie der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa. Das südafrikanische Präsidentschaftsbüro hatte am Mittwoch erklärt, Ramaphosa und Putin würden über Maßnahmen sprechen, die "die Bedingungen für einen Weg zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine" schaffen sollen.
An der ersten Ausgabe des Afrika-Russland-Gipfels in der Schwarzmeerstadt Sotschi hatten 2019 noch 54 afrikanische Staaten teilgenommen. Der Kreml hatte vor dem Beginn des diesjährigen Gipfels beklagt, seitens des Westens sei "beispielloser Druck" auf afrikanische Staaten ausgeübt worden, um dem Treffen fernzubleiben.
Für Freitag hat Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow eine "große Rede" Putins angekündigt, in der dieser über die Beziehungen zwischen Russland und Afrika und die "Herausbildung einer neuen Weltordnung" sprechen werde.
Seit Beginn der Ukraine-Offensive bemüht sich Russland zunehmend um engere Beziehungen zu Afrika. Der russische Außenminister Sergej Lawrow betonte in diesem Jahr bei mehreren Auslandsreisen Russlands Gegnerschaft gegen "westlichen Imperialismus" und versuchte, damit Staatschefs zur Unterstützung Moskaus zu gewinnen.
In mehreren afrikanischen Ländern genießt Putin noch immer Unterstützung, besonders im Sicherheitsbereich: Die russische Söldnertruppe Wagner ist ein wichtiger Akteur in afrikanischen Konflikten - doch ihr gescheiterter Aufstand gegen die russische Militärführung im vergangenen Monat hat Fragen über die Zukunft der Gruppe in Afrika aufgeworfen.
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