Das Repräsentantenhaus hat nach einer langen Hängepartie endlich Milliardenhilfen für die Ukraine beschlossen. Neben Artilleriemunition und Flugabwehr benötigt das Land auch Raketen, um russische Ziele hinter der Front anzugreifen.
Mit dem Beschluss des US-Repräsentantenhauses, der - bei Zustimmung des Senats am Dienstag - 61 Milliarden Dollar an direkten und indirekten Hilfen für die Ukraine freigibt, könnte das Land nun neue Raketen vom Typ Army Tactical Missile System (ATACMS) erhalten. In dem Beschluss des Repräsentantenhauses werden die Raketen ausdrücklich erwähnt. Präsident Joe Biden wird aufgefordert, "so bald wie möglich" nach Inkrafttreten des Gesetzes "weitreichende" ATACMS an die Ukraine zu liefern, sofern dies nicht den Sicherheitsinteressen der USA zuwiderläuft. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres lieferten die USA eine erste Ladung der Boden-Boden-Raketen, die sich beim Einsatz gegen feindliches Militärgerät als äußerst effektiv erwiesen. Im Oktober 2023 wurden die Raketen eingesetzt, um zwei russische Flugplätze in den besetzten Gebieten der Ukraine anzugreifen. Die Lieferung erfolgte ohne vorherige offizielle Ankündigung.
Bei dem ATACMS-Einsatz gegen die russischen Stützpunkte in der Nähe der Städte Luhansk und Berdjansk wurden neun Hubschrauber, Waffenarsenale und Teile einer Flugabwehreinrichtung zerstört. Allerdings erhielten die ukrainischen Streitkräfte nur eine begrenzte Stückzahl der Raketen. Kiew forderte daher schon seit Monaten Nachschub, um weiterhin effektiv gegen die russischen Streitkräfte vorgehen zu können. Für einen solchen Schlag hinter den feindlichen Linien haben die ukrainischen Verteidiger kürzlich erneut ATACMS eingesetzt. Vor wenigen Tagen konnte auf der von Russland besetzten Krim ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ S-400 mithilfe der ballistischen Raketen ausgeschaltet werden.
Die ATACMS-Raketen können je nach Modell Ziele in bis zu 165 Kilometern oder sogar 300 Kilometern Distanz erreichen. Die Ukraine hatte bisher nur die eingeschränkte Version mit 165 Kilometern Reichweite erhalten, doch nun könnten die USA bereit sein, auch die weiterreichenden Raketen zur Verfügung zu stellen. Damit würden auch bisher unerreichbare Ziele wie die komplette von Russland besetzte Halbinsel Krim ins Visier der ukrainischen Streitkräfte rücken.