Russland hat den Getreidedeal im Schwarzen Meer aufgekündigt, was zu Spannungen mit der Türkei führen könnte. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat dem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan mitgeteilt, dass es im Schwarzen Meer eine “temporär gefährliche Zone” geben wird. Russland hat damit gedroht, Schiffe anzugreifen, die Getreide aus den ukrainischen Häfen in die Welt bringen – es ist ein Tanz auf der Rasierklinge – gibt es Krieg zwischen Russland und der Türkei?
Der Deal, der vor einem Jahr zwischen Russland, der Ukraine, der Türkei und den Vereinten Nationen geschlossen wurde, hatte die sichere Ausfuhr von Getreide aus den ukrainischen Häfen ermöglicht und eine Hungerkatastrophe in den ärmsten Weltregionen verhindert. Doch Russland hat den Deal nun aufgekündigt, da es offenbar aufgrund einer guten Erntesaison in Russland und der Möglichkeit höherer Preise auf dem Weltmarkt das eigene Getreide teurer verkaufen möchte. Die Ukraine hat mehrfach die UN um Verlängerung des Abkommens gebeten, aber Russland hat bislang nicht positiv darauf reagiert. Moskau fordert die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland, die jedoch nicht direkt mit dem Schwarzmeer-Abkommen zusammenhängen, sondern wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine verhängt wurden.
Im August soll ein Treffen zwischen Putin und Erdogan stattfinden, und der türkische Präsident glaubt, dass Putin das Abkommen verlängern möchte. Die türkische Marine könnte möglicherweise Begleitschutz für Handelsschiffe zwischen den ukrainischen Häfen und dem Bosporus stellen, was für Russland ein hohes Risiko darstellen würde, da die Türkei ein NATO-Mitglied ist. Eine Konfrontation könnte den Bündnisfall auslösen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird, und ob Putin dem Druck aus Ankara nachgeben wird.
