Vor dem Berliner Kammergericht hat am Mittwoch der Prozess um den mutmaßlichen russischen Auftragsmord im Kleinen Tiergarten begonnen. Laut Anklage der Bundesanwaltschaft sollen staatliche russische Stellen dem Russen Vadim K. den Auftrag erteilt haben, den Georgier Tornike K. zu töten. Hintergrund der Tat am 23. August 2019 soll die mutmaßliche Gegnerschaft des tschetschenischstämmigen Opfers unter anderem zum russischen Zentralstaat gewesen sein.
Zum Auftakt wurde die Anklage der Bundesanwaltschaft verlesen. Der Angeklagte soll sich dem Georgier auf einem Fahrrad genähert und ihn mit Kopfschüssen getötet haben. Vadim K. wurde kurz darauf festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen belasten das Verhältnis zwischen Russland und Deutschland schwer.
Die Verteidigung des Angeklagten gab an, er werde sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußeren. Sie verlas jedoch zu seinen Personalien eine Erklärung: Der Angeklagte selbst gibt demnach an, bei ihm handle es sich nicht um den 55-jährigen Vadim K., sondern um den 50-jährigen Vadim S. – die Ankläger werfen ihm vor, er sei zur Tat mit Aliaspersonalien nach Deutschland eingereist.
Der Richter kündigte an, er werde den Tatverdächtigen im Verlauf des Prozesses nach Möglichkeit nicht mit Namen ansprechen, sondern lediglich mit “Herr Angeklagter”.
Die Sicherheitsvorkehrungen zu Prozessbeginn waren hoch. Pressevertreter im Saal mussten jegliche Gegenstände bis auf Block und Stift draußen lassen. Insgesamt waren wegen der Corona-Pandemie nur 15 Pressevertreter und 15 Zuschauer im Saal selbst zugelassen. Weitere Journalisten konnten den Prozess durch eine Übertragung in einem anderen Raum verfolgen. Für den Prozess sind zunächst 25 Verhandlungstermine bis Ende Januar 2021 angesetzt.
by INA FASSBENDER