“Gesellschaftlicher Rückschritt”
Seit der Vorweihnachtszeit gab es in Brasilien enorme Proteste gegen die Satire “Die erste Versuchung Christi”, die Netflix am 3. Dezember veröffentlicht hatte. Gregorio Duvivier (33) mimt darin einen schwulen Jesus. An einer Petition, die forderte, dass der Kurzfilm wieder offline genommen werden solle, beteiligten sich mehr als zwei Millionen Menschen – zuletzt klagte die katholische Vereinigung Centro Dom Bosco. In zweiter Instanz schiebt nun der brasilianische Richter Benedicto Abicair aus Rio de Janeiro dem Film einen Riegel vor – um “die Gemüter zu beruhigen”, begründet er die einstweilige Verfügung.
Die Proteste gegen den Film gingen offenbar so weit, dass an Weihnachten der Firmensitz der Produktionsgesellschaft Porta dos Fundos mit Molotowcocktails beworfen wurde, wie die “Bild” berichtet. Demnach habe sich ein Tatverdächtiger nach Russland abgesetzt und werde nun per internationalem Haftbefehl gesucht.
Die Entscheidung des Richters wird in Brasilien auch kritisiert: “Die brasilianische Verfassung garantiert die freie künstlerische Entfaltung”, sagt Felipe Santa Cruz, Vorsitzender der brasilianischen Anwaltskammer, dem Nachrichtenportal G1. “Jede Art der Zensur bedeutet einen Rückschritt und kann von der Gesellschaft nicht hingenommen werden.”
In dem Weihnachts-Special der YouTube-Gruppe Porta dos Fundos wird Jesus als schwuler Mann dargestellt. Der Plot: Er muss seinen Freund Orlando seiner Familie vorstellen.
(elm/spot)