In einer kämpferischen Nominierungsrede hat US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden versprochen, die "Spaltung" des Landes zu überwinden. Unter Präsident Donald Trump gebe es "zu viel Wut, zu viel Angst, zu viel Spaltung", sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) in seiner mit Spannung erwarteten Rede beim Parteitag der oppositionellen Demokraten. "Vereint können und werden wir diese Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden."
Er werde ein "Verbündeter des Lichts, nicht der Dunkelheit", sagte der frühere Vizepräsident in seiner knapp 25-minütigen Rede, in der er seine Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei formell annahm. "In diesem Wahlkampf geht es nicht nur darum, Wählerstimmen zu gewinnen. Es geht darum, Herzen zu gewinnen, und ja, die Seele Amerikas".
Er setze auf "Hoffnung statt Angst, Fakten statt Fiktion, Fairness statt Privilegien", betonte der 77-Jährige in der Ansprache, die er in seiner Heimatstadt Wilmington im Bundesstaat Delaware hielt.
Biden kündigte unter anderem an, bei einem Wahlsieg an seinem ersten Tag im Weißen Haus eine nationale Strategie im Kampf gegen die Corona-Pandemie umzusetzen - mit Schnelltests, einer besseren Ausstattung mit medizinischem Material und einem Plan für eine sichere Wiedereröffnung der Schulen.
Er wolle die Experten von ihrem "Maulkorb" befreien, damit die Öffentlichkeit alle notwendigen Informationen erhalte, sagte Biden. Das Scheitern Trumps, das Land vor dem Virus zu schützen, sei "unverzeihlich". Anders als der republikanische Amtsinhaber immer wieder sage, werde kein "Wunder" die Pandemie beenden.
Seit Beginn der Pandemie sind in den USA bereits mehr als 5,5 Millionen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus verzeichnet worden, mehr als 174.000 Menschen starben an den Folgen der Infektion. Das sind die mit Abstand höchsten Zahlen weltweit.
Im außenpolitischen Teil seiner Rede versprach Biden, unter ihm als Präsidenten werde die Zeit des "Einschmeichelns bei Diktatoren" vorbei sein. "Ich werde eine Präsident sein, der an der Seite unserer Verbündeten und Freunde steht." Kritiker werfen Trump vor, traditionelle Verbündete wie die EU und Deutschland zu verstoßen und stattdessen die Nähe zu autoritär regierenden Staatschefs zu suchen.
Biden hielt seine Rede zum Abschluss des wegen der Corona-Krise überwiegend virtuell ausgetragenen Nominierungsparteitags der Demokraten - 75 Tage vor der Präsidentschaftswahl am 3. November. Er zieht mit der schwarzen Senatorin Kamala Harris als Vize-Kandidatin in das Rennen um das Weiße Haus. Umfragen sehen Biden derzeit vor Trump.
by Von Olivier DOULIERY