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Präsidentin der Rentenversicherung erwartet für 2022 "ordentliches" Rentenplus

Bericht: 82 Prozent der gesetzlichen Renten unter 1500 Euro

Rentnerinnen und Rentner können im nächsten Jahr voraussichtlich mit einer spürbaren Erhöhung ihrer Altersbezüge rechnen. Es sei davon auszugehen, dass die in diesem Jahr pandemiebedingt ausgebliebene Rentenerhöhung "im kommenden Jahr in gewissem Umfang nachgeholt wird und die Rentner 2022 ein ordentliches Plus bekommen werden", sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben).

Wie hoch die Rentenerhöhung ausfallen wird, steht Roßbach zufolge erst im nächsten Frühjahr fest, "denn wir müssen ja die Lohnentwicklung im gesamten Jahr 2021 betrachten". Derzeit lasse sich beispielsweise nicht abschätzen, wie sich die vierte Corona-Welle auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt auswirke. Daher seien konkrete Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, sagte Roßbach.

Die Corona-Krise hatte im vergangenen Jahr zu einem massiven Konjunktureinbruch geführt. Da Rentenerhöhungen auf Grundlage der Lohnentwicklung im Vorjahr berechnet werden, mussten die westdeutschen Ruheständler in diesem Jahr eine Nullrunde hinnehmen. Im Osten gab es nur eine Mini-Erhöhung um 0,72 Prozent.

Roßbach befürwortet eine verpflichtende Rentenversicherung für Selbstständige. Die Politik sollte "dieses Vorhaben in der nächsten Legislaturperiode auf der Tagesordnung haben", sagte sie den Funke-Zeitungen. Zur Begründung verwies Roßbach auf das höhere Armutsrisiko von Selbstständigen im Rentenalter. Der Anteil der Selbstständigen, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen seien, sei "deutlich höher als bei abhängig Beschäftigten".

Betroffen seien vor allem viele sogenannte Soloselbstständige. "Gerade auch bei ihnen müssen wir uns als Gesellschaft überlegen, wie eine gute Alterssicherung aussehen kann", betonte die Behördenchefin. Dieser Gruppe bleibe in vielen Fällen ansonsten nur die Grundsicherung, die über Steuern finanziert wird.

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntagsausgaben) unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken berichtete, belaufen sich 82 Prozent der gesetzlichen Renten auf weniger als 1500 Euro. Dagegen lägen 95,1 Prozent der Pensionen von Bundesbeamten über 1500 Euro.

"Wenn 82 Prozent aller Renten unter 1500 Euro liegen, dann gibt es ein gewaltiges Problem", sagte der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, dem RND. Auf diese Weise schwinde das Vertrauen in die gesetzliche Rente. "Das Gefälle zu den Beamtenpensionen zeigt eine Zweiklassengesellschaft."

Bartsch forderte eine "große Rentenreform" nach dem Vorbild Österreichs. "Dort zahlen alle Bürger ein, auch Beamte, Selbstständige und Politiker."

Das Bundesarbeitsministerium wies in der Antwort auf die Anfrage der Linken darauf hin, dass in die Statistik unter anderem auch Renten eingehen, die etwa aufgrund von geringen Beschäftigungszeiten sehr niedrig ausfallen. Dagegen gelte im Berufsbeamtentum das Lebenszeitprinzip; zudem hätten viele Beamte einen Hochschulabschluss.

by DAMIEN MEYER