Die Präsidentenwahl in Argentinien wird Teilergebnissen zufolge in einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem populistischen Ökonom Javier Milei entschieden. In der ersten Wahlrunde am Sonntag kam Massa nach Auszählung von rund 76 Prozent der Stimmzettel überraschend auf 35,9 Prozent, wie die Wahlbehörde mitteilte. Der Populist Milei, der in Umfragen geführt hatte, erhielt demnach 30,5 Prozent der Stimmen.
Der 51-jährige Wirtschaftsminister Massa war für das Mitte-links-gerichtete Regierungslager angetreten, das die argentinische Politik seit Jahrzehnten dominiert. In seiner Wahlkampfzentrale brach am Sonntagabend Jubel aus. "Massa hat einen sehr guten Wahlkampf gemacht. Er hat den Kontakt mit den Menschen gesucht", sagte Jonatan Pagano, ein 36-jähriger Bauarbeiter.
Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas ächzt unter Jahrzehnten wiederkehrender Finanzkrisen, gekennzeichnet durch Verschuldung, finanzielles Missmanagement und Inflation. Im September lag die Inflationsrate bei 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Argentinien hat hohe Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF), mehr als ein Drittel der knapp 47 Millionen Menschen leben unter der Armutsgrenze.
Für viele Argentinier verkörperte daher der ultraliberale Ökonom Milei die Hoffnung auf einen Aufschwung. In den Umfragen vor der Wahl lag der selbsternannte "Anarcho-Kapitalist" vorn. Milei, der am Sonntag 53 Jahre alt wurde, machte im Wahlkampf mit spektakulären Auftritten mit Kettensäge von sich Reden und kündigte an, mit der "parasitären Politiker-Kaste" aufräumen zu wollen. Er wolle die Zentralbank "in die Luft sprengen" und den US-Dollar als Währung einführen, erklärte er.
Milei wird oft mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und dem brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro verglichen. Er ist gegen Abtreibung und Sexualkundeunterricht, leugnet die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel und kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs rund zehn Ministerien abschaffen zu wollen.
Bolsonaros Sohn Eduardo demonstrierte am Sonntag in der Wahlkampfzentrale Mileis seine Unterstützung: "Ich glaube, dass Milei gewinnen wird, ob in der ersten oder zweiten Wahlrunde, ist egal", sagte er.
Die ehemalige Sicherheitsministerin Patricia Bullrich, die bei der Präsidentenwahl das rechte Oppositionslager vertrat, landete mit 23,6 Prozent auf Platz drei.
Die Stichwahl zwischen Massa und Milei findet am 19. November statt. Der Wahlsieger wird im Dezember sein Amt antreten.
Am Sonntag waren mehr als 35 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Sie konnten auch über eine teilweise Neubesetzung des Parlaments abstimmen.
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