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Populist Schaparow gewinnt Präsidentenwahl in Kirgistan

Bei zugleich abgehaltenem Referendum Mehrheit für stärkere Rolle des Staatschefs

Der Populist Sadyr Schaparow ist laut den ersten Auszählungsergebnissen als klarer Sieger aus der Präsidentenwahl in Kirgistan hervorgegangen. Auf Schaparow entfielen nach den am Sonntagnachmittag vorliegenden Teilergebnissen fast 80 Prozent der Stimmen. Zu diesem Zeitpunkt waren nach Angaben der Wahlkommission 90 Prozent der Stimmen ausgezählt. In einem zugleich abgehaltenen Referendum über Verfassungsänderungen stimmten die Kirgisen mit mehr als 80 Prozent für eine stärkere Rolle des Präsidenten.

Der Zweitplatzierte bei der Präsidentenwahl, Adachan Madumarow, kam den Angaben zufolge nur auf weniger als sieben Prozent.

Der 52-jährige Schaparow war durch Unruhen nach der Parlamentswahl am 4. Oktober an die Macht gekommen, nachdem Anhänger ihn aus dem Gefängnis befreit hatten. Im Zusammenhang mit den Protesten in Bischkek waren mindestens ein Mensch getötet und mehr als 1200 weitere verletzt worden.

Das überwiegend muslimische Kirgistan mit seinen 6,5 Millionen Einwohnern gilt als vergleichsweise demokratisches Land in Zentralasien, zugleich aber auch als politisch besonders instabil. Bereits in den Jahren 2005 und 2010 hatten Unruhen zum Sturz zweier Präsidenten geführt.

Die Kritiker Schaparows befürchten, dass in Kirgistan demnächst ähnlich autoritäre Strukturen aufgebaut werden könnten, wie sie bereits in Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan herrschen. Bei dem Referendum über Verfassungsänderungen sprachen sich nur rund zehn Prozent der Kirgisen für ein parlamentarisches System aus.

Schaparow habe versprochen, dass er die Renten erhöhen werde, sagte die 69-jährige Vera Pawlowa. Über die anderen Kandidaten wisse sie wenig. "Ich habe ihre Plakate nirgends gesehen, nur die von Schaparow."

Bevor Schaparow aus dem Gefängnis befreit wurde, saß er dort nach einem Schuldspruch wegen Geiselnahme ein. Der Schuldspruch wurde inzwischen von einem anderen Gericht kassiert. Schaparow stellt sich inzwischen als Feind des organisierten Verbrechens und der Korruption dar. Bei einem Auftritt in der Hauptstadt Bischkek forderte er am Freitag mehrere tausend Zuhörer zum "Verständnis" und zum gegenseitigen "Respekt" auf.

by Von Tolkun Namatbayeva