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Polizei erschießt Tatverdächtigen nach tödlichen Schüssen in Portland

Biden verurteilt "insitutionellen Rassismus"

Nach dem Tod eines ultrarechten Demonstranten am Rande von Anti-Rassismus-Protesten in der US-Stadt Portland haben Polizisten einen Tatverdächtigen erschossen. Nach Behördenangaben vom Freitag hatte der 48-jährige Tatverdächtige versucht, vor vier Polizisten zu fliehen. Unterdessen prangerte US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden den "institutionellen Rassismus" in den USA an und machte US-Präsident Donald Trump für Gewalt gegen Schwarze mitverantwortlich.

Ein Behördensprecher des Bundesstaats Washington sagte der Nachrichtenagentur AFP, Beamte hätten am Donnerstagabend das Haus des 48-jährigen Verdächtigen observiert. Als der anscheinend bewaffnete Mann einen Fluchtversuch unternommen habe, hätten sie auf ihn geschossen. Ob der Mann tatsächlich eine Waffe bei sich hatte, werde ermittelt.

Nach Polizeiangaben stand der 48-Jährige im Verdacht, am Samstag vergangener Woche einen 39-Jährigen erschossen zu haben, der der ultrarechten Gruppierung "Patriot Prayer" angehört haben soll. Trump hatte die Tat verurteilt und eine rasche Festnahme des "kaltblütigen Mörders" gefordert.

Vor seinem Tod hatte der Tatverdächtige sich im Sender Vice News zu den tödlichen Schüssen in Portland geäußert. "Ich hätte sitzenbleiben können und zusehen, wie sie einen Freund von mir töten, einen Schwarzen. Aber das wollte ich nicht." Direkte Verantwortung für die tödlichen Schüsse übernahm er aber nicht.

In Portland und weiteren US-Städten gibt es seit Wochen Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt, die ursprünglich durch den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai ausgelöst worden waren. Am Rande der Demonstrationen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Ausschreitungen.

Die Gewalt bei Protesten hat längst auch den Präsidentschaftswahlkampf erreicht. Während Trump versucht, sich als "Präsident von Recht und Ordnung" in Szene zu setzen, warf sein demokratischer Kontrahent Biden ihm bei einem Besuch in Kenosha am Donnerstag vor, Rassismus zu "legitimieren".

Nach Schüssen auf einen Schwarzen am 23. August hat sich Kenosha zum Symbol für rassistisch motivierte Polizeigewalt entwickelt. Ein weißer Polizist hatte dem 29-jährigen Familienvater Jacob Blake sieben Mal in den Rücken geschossen; Blake ist seither von der Hüfte abwärts gelähmt. Am Rande von Protesten gegen den Vorfall wurden in der vergangenen Woche zwei Menschen erschossen, als Tatverdächtiger wurde ein 17-jähriger weißer Trump-Anhänger festgenommen.

Auf dem Weg nach Kenosha traf sich Biden mit Angehörigen Blakes. Zudem telefonierte er mit dem 29-Jährigen selbst, der sich weiterhin im Krankenhaus befindet.

Der Besuch in Kenosha war Bidens erste größere Reise seit Juni. Anders als Trump, der seit Wochen auf Wahlkampftournee ist, hat Biden seinen Wahlkampf wegen der Corona-Pandemie bislang vor allem aus seinem Haus in Delaware heraus geführt. Inzwischen kündigte das Wahlkampfteam der US-Demokraten aber weitere Reisen Bidens an: Am Mittwoch besucht der 77-Jährige Michigan, am 11. September tritt er in Pennsylvania auf.

Trump hatte Kenosha am Dienstag ebenfalls besucht. Er hatte sich dort weder mit Blakes Familie getroffen noch den Namen des Niedergeschossenen erwähnt. Stattdessen nutzte er den Besuch zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl, um die Ausschreitungen am Rande der derzeitigen Proteste als "Inlandsterrorismus" zu bezeichnen.

In New York beschäftigt sich die US-Justiz derweil mit einem weiteren Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner. Laut US-Medienberichten wurden sieben Beamte suspendiert, die an einem gewaltsamen Polizeieinsatz gegen den Schwarzen Daniel Prude im März in Rochester beteiligt waren. Der 41-Jährige war eine Woche nach dem Einsatz gestorben, bei dem ihm eine Spuckhaube aufgesetzt und sein Kopf zu Boden gedrückt wurde. Der Vorfall wurde erst diese Woche durch das Video von einer Körperkamera eines Polizisten bekannt. An einem Protest am Times Square beteiligten sich am Donnerstagabend hunderte Menschen.

by Alisha JUCEVIC