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Politiker werben für Corona-Impfungen von Kindern und Jugendlichen

Gesundheitsminister entscheiden über Empfehlung

Vor neuerlichen Beratungen der deutschen Gesundheitsminister haben Politiker aus Bund und Ländern am Montag für die Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen geworben. Diese sei "überhaupt nicht so risikoreich, wie viele befürchten", sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) im ARD-"Morgenmagazin". Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) will bei ihren Beratungen am Montag eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche beschließen.

Dass die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern die Impfungen für diese Altersgruppe nun vorantreiben wollen, halte er für "sehr sachgerecht", sagte Müller. Die Gesundheitsminister wollen die Impfungen in dieser Altersgruppe forcieren, obwohl die Ständige Impfkommission (Stiko) dafür noch keine grundsätzliche Empfehlung gibt. Sie empfiehlt die Impfung derzeit nur für junge Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen

Der GMK-Vorsitzende, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), sagte im "Morgenmagazin", es solle jetzt keine Zeit verloren gehen in der Impfkampagne. Eltern, die unsicher seien, empfahl er eine Rücksprache mit dem eigenen Arzt. "Wer verunsichert ist, soll sich mit seinem Arzt beraten. Es soll ja niemand gezwungen werden." Es gehe um ein Angebot für eine Gruppe, die noch nicht geschützt sei.

Die Stiko bekräftigte ihre Zurückhaltung bei Corona-Schutzimpfungen für Jugendliche. Derzeit gebe es noch zu wenige Daten zu möglichen gesundheitlichen Folgeschäden für Zwölf- bis 17-Jährige, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens im Radiosender NDR Info. "Wir sagen, wir können nicht eine generelle Empfehlung aussprechen, solange wir diesbezüglich nicht die notwendige Datensicherheit haben."

Das Problem seien ohnehin "im Moment nicht so sehr die Kinderimpfungen", fügte Mertens im MDR hinzu. Wichtiger sei es, eine hohe Impfquote bei den 18- bis 59-Jährigen zu erreichen. "Die Impfung der Kinder ist zwar medienwirksam, aber aus epidemiologischer Sicht lange nicht so relevant."

Die Grünen hingegen befürworten ebenfalls die Impfung von Kindern und Jugendlichen und forderten zum Start des neuen Schuljahres den Einsatz von Impfteams an Schulen. "Kinder und Jugendliche müssen endlich in den Mittelpunkt der Corona-Strategie", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Impfungen seien wichtig im Kampf gegen Corona. Dafür brauche es jetzt einfache und unkonventionelle Wege sowie "einfache, klare Information und Aufklärung für die Eltern".

Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern beraten im Laufe des Tages über das weitere Vorgehen bei der Corona-Impfkampagne. Einer Beschlussvorlage für die Beratungen zufolge könnte die Runde vereinbaren, dass alle Zwölf- bis 17-Jährigen ab sofort Corona-Impfungen mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna in Impfzentren erhalten können, aber auch durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Dazu sagte Mertens bei MDR Aktuell, er halte es für "nicht besonders klug", dass viele Politiker "jetzt so vorpreschen".

Die Gesundheitsminister wollen zudem bald mit Corona-Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen beginnen. Dies geht aus weiteren Beschlussvorlagen für die GMK hervor.

by THOMAS KIENZLE