Zum Schutz der eigenen Bauern hat Polen die Einfuhr von Getreide und anderen Nahrungsmitteln aus der Ukraine ausgesetzt. Von der Anordnung der Regierung betroffen seien neben dem ukrainischen Getreide dutzende weitere Lebensmittel wie etwa Honig, sagte der Chef der regierenden PiS-Partei, Jaroslaw Kaczynski, am Samstag auf einem Parteitag im nordpolnischen Dorf Lyse. Das ukrainische Ministerium für Agrarpolitik bedauerte die Entscheidung.
Infolge des russischen Angriffskriegs werden weniger landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine auf dem Seeweg exportiert. Stattdessen gelangt besonders viel Getreide aus der Ukraine über den Landweg in europäische Nachbarländer, darunter Polen. Obwohl die Agrargüter eigentlich in andere Länder weiter exportiert werden sollen, bleiben sie oft in den ukrainischen Nachbarländern und sorgen dort für volle Silos und deutlich sinkende Preise. Das treibt wiederum Polens Bauern auf die Barrikaden.
Kaczynski versicherte, Polen leiste seinem Nachbarland weiterhin entschiedenen Beistand gegen die russischen Angreifer. "Wir bleiben gänzlich unverändert Freunde und Verbündete der Ukraine." Doch müsse die polnische Landwirtschaft geschützt werden, um eine "tiefgreifende Krise" zu verhindern.
Das Agrarministerium in Kiew räumte ein, dass sich die polnischen Bauern in einer "schwierigen Lage" befänden. Doch seien die "ukrainischen Landwirte angesichts des Krieges in der schwierigsten Lage", fügte es hinzu. Es schlug vor, dass beide Länder in den kommenden Tagen eine neue Vereinbarung treffen sollten, die beide Seiten zufrieden stelle.
Bereits im vergangenen Monat hatten Polen und vier weitere mitteleuropäische Länder die EU um Hilfe gebeten, um den Auswirkungen des billigen ukrainischen Getreides entgegenzuwirken.
ans/jes