Rolle von videospielsüchtigem Teenager
Emma Bading (21, “Tatort: Das Muli”) verkörpert im TV-Drama “Play” (11.9., 20:15 Uhr, das Erste) die 17-jährige Schülerin Jennifer Reitwein, für die Videospiele schon immer zum Teenager-Alltag gehören. Mit ihren Eltern Adriane (Victoria Mayer) und Frank Reitwein (Oliver Masucci) ist sie erst kürzlich in eine neue Stadt gezogen. Dort findet sie aber keinen richtigen Anschluss bei den neuen Mitschülern und fühlt sich oft einsam. Angefixt durch das Virtual Reality (VR) Game “Avalonia” wird das Spielen allmählich zu ihrem Lebenselixier und nach und nach verliert sie die Kontrolle über ihr Leben…
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt die bayerische Schauspielerin, wie sie sich auf die Rolle des spielsüchtigen Teenagers vorbereitet hat und was sie über brutale Rollenspiele denkt. Emma Bading verrät aber auch, was sie privat macht, wenn sie mal – wie Jennifer es im Film nennt – “in was Schönes abtauchen” will.
Emma Bading: Mein erster Gedanke war, dass es eine sehr spannende und aufwendige Rollenvorbereitung für mich werden wird. Da ich mich im Gaming-Bereich vorher überhaupt nicht ausgekannt habe, musste ich mir alles für die Rolle aneignen. Schwierig war vor allem diese Suchtspirale, in die Jennifer hineingerät. Irgendwann kann sie ja ohne das Spiel kaum mehr leben. Sich da hineinzuversetzen, das war gar nicht so leicht.
Bading: Ich habe von der Produktionsfirma eine Playstation und eine VR-Brille bekommen und konnte beides zu Hause ausprobieren. Am Anfang wurde mir immer ein bisschen schwindelig und manchmal sogar übel, weil ich es nicht gewohnt war. Das war ein Bobfahr-Spiel. Sowas ist gar nichts für mich, weil ich auch so nicht gerne Achterbahn fahre. Aber ich habe mich dann reingespielt und später auch Leute kennengelernt, die viel zocken. Denen habe ich dann zugeschaut, wie sie das machen und wie sie über das Headset mit anderen Spielern sprechen. Das war total spannend für mich.
Bading: Ja, genau solche Spiele mit Fantasy-Aspekten und dass man mit Messer, Pfeil und Bogen seine Gegner töten muss, gibt es wirklich. In Berlin am Potsdamer Platz war ich in einem Showroom, in dem man unter anderem ein Zombiespiel ausprobieren konnte. Erschreckend fand ich dabei, dass so viele VR-Spiele mit Zerstörung zu tun haben. Entweder muss man Menschen vernichten oder Würfel zerstören. Dabei kann man VR auch für so viele andere Dinge benutzen.
Bading: Es ist noch mal krasser, weil man diese Handlung des virtuellen Tötens selbst machen muss. Das geht richtig in den eigenen Körper über und das Gehirn kann ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr richtig unterscheiden, was echt ist und was nicht. Außerdem hat man Reflexe und wenn dann in dem Spiel zum Beispiel ein Zombie um die Ecke kommt, habe ich den Reflex wegzurennen. In dem Fall bringt das aber nichts. Stattdessen muss man eine bestimmte Bewegung machen oder einen Knopf auf dem Joystick drücken, den man immer auch in der Hand hat. Einmal bin ich wirklich gegen eine Wand gerannt, weil das Gehirn es nicht mehr unterscheiden konnte.
Bading: Man kann das gar nicht so generalisieren und in dem Film wird es auch nicht aufgelöst. Es gibt nicht den einen bestimmten Grund, warum Jennifer da so hineinschlittert. Ich würde aber schon sagen, dass in der Familie einfach eine gewisse Kühle entstanden ist, sie haben den Kontakt zueinander verloren. Vor allem das Mutter-Kind-Verhältnis ist ziemlich kontrollierend geworden und nicht mehr warm und nah. So hat es sich zumindest für mich angefühlt. Dass sich Jennifer so in das Spiel hineingesteigert hat, liegt aber sicher auch an dem Umzug und dass sie damit ihre beste Freundin verloren hat, der sie sich wirklich anvertrauen konnte.
Bading: Ich selbst habe, bis ich 17 war, gar kein Handy gehabt, weil ich es nicht wollte. Mittlerweile gehört es aber einfach zu meinem Beruf dazu, dass ich erreichbar bin. Das ist auch wichtig. Generell finde ich es inzwischen aber besser, wenn die Jugendlichen lernen, vernünftig mit diesem Suchtfaktor umzugehen. Wenn jemand das nicht schafft, kann man natürlich zu stärkeren Maßnahmen greifen, aber es ist schon ein wahnsinniger Einschnitt, wenn einem das Handy weggenommen wird. Leider.
Bading: Ich gehe wahnsinnig gerne ins Kino und tauche in diesen zwei Stunden dann auch total in den Film ein. Aber so richtige Entspannung finde ich eigentlich nur in der Natur. Bei uns gibt es einen kleinen, ganz runden Waldsee. Da ist nur ganz selten jemand. Das ist so ein Ort, an dem ich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes in etwas sehr Schönes abtauchen kann.
Bading: Dazu darf ich leider noch nichts sagen. Ich kann aber verraten, dass ich im Oktober meinen ersten eigenen Kurzfilm als Regisseurin drehen werde. Das ist für mich ein großer Schritt in eine etwas andere Richtung. Ich bin gespannt, wie es laufen wird. Ich mache alles auf eigene Faust, habe das Drehbuch geschrieben und finanziere den Film von meinem Ersparten. Ich nutze aber auch alle meine Kontakte, um den Film auf die Beine zu stellen. Dabei habe ich allerdings auch gemerkt, wie unglaublich anstrengend der Job des Produzenten ist. Aber es macht auch unheimlich viel Spaß.
Bading: Wie er veröffentlicht wird, habe ich mir noch nicht so genau überlegt. Vielleicht reiche ich ihn bei einem Festival ein. Ich habe mir ein eigenes Genre ausgedacht – vielleicht gibt es das aber auch schon? Es wird eine Mystery-Comedy!
(ili/spot)