Der Prozess um die Brüsseler Terroranschläge von 2016 mit mehr als 30 Toten ist in die Schlussrunde gegangen. Am Montag begann zunächst die belgische Staatsanwaltschaft mit ihren Plädoyers für das Strafmaß. Sechs Angeklagten drohen lebenslange Haftstrafen wegen 35-fachen Mordes und versuchten Mordes in hunderten weiteren Fällen. Zwei Komplizen müssen mit bis zu zehn Jahren Gefängnis wegen Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe rechnen.
Das Brüsseler Schwurgericht hatte die acht Männer bereits Ende Juli für schuldig befunden, zu der islamistischen Gruppierung gehört zu haben, die am Flughafen und in der Metro der belgischen Hauptstadt am 22. März 2016 mindestens 32 Menschen tötete und hunderte weitere verletzte. Die Jury ging bei ihrem Schuldspruch sogar von 35 Todesopfern aus: Die Geschworenen schlossen drei Menschen ein, die später an Folgen der Anschläge starben.
Am Montag ging es auch um den Antrag des französischen Hauptangeklagten Salah Abdeslam, seine Strafen vollständig in Belgien verbüßen zu dürfen. Er war bereits in Paris wegen der Anschläge vom November 2015 mit 130 Toten zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden, die nicht gemindert werden kann.
Abdeslams Anwälte sehen durch diese Regelung die europäische Menschenrechtskonvention verletzt. Der Franzose mit marokkanischen Wurzeln, der am 15. September 34 Jahre alt wird, hatte eine Beteiligung an den Brüsseler Anschlägen bestritten.
Mit Verkündung des Strafmaßes wird in Brüssel in gut zwei Wochen gerechnet. Eine Berufung ist nicht möglich. Es ist das größte Verfahren der jüngeren belgischen Geschichte mit fast tausend Nebenklägern. Das Gericht tagt unter hohen Sicherheitsauflagen im früheren Nato-Hauptquartier.
lob/ju