Auch aus Sicht des Deutschen Pflegerats gibt es in Deutschland zu viele Kliniken. "Wir haben zu viele Krankenhäuser", sagte dessen Präsidentin, Christine Vogler, am Montag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In der Bundesrepublik stünden in der Klinik nur 4,8 Pflegende pro tausend Patientinnen und Patienten zur Verfügung. In Norwegen seien es dagegen 8,3, in Großbritannien 7,6, in Dänemark 6,4 und in Frankreich 5,3.
"Damit ist Deutschland das Schlusslicht bei der Personalbesetzung vergleichbarer Länder", betonte Vogler. Das sei auf Dauer "eine unzumutbare Belastung". Je größer eine Klinik sei, desto mehr Möglichkeiten gebe es, Synergien zu nutzen und das Personal effizient einzusetzen. Es sei dann auch einfacher, vernünftige Arbeitszeitmodelle zu schaffen und Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, sagte die Präsidentin des Pflegerats.
Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform mit mehr Zentralisierung und Spezialisierung gehe damit in die richtige Richtung. Vogler kritisierte die Reform aber zugleich. Es habe die Hoffnung gegeben, dass die beruflich Pflegenden endlich den Stellenwert bekämen, der für eine gute Versorgung von Patientinnen und Patienten nötig sei. "Doch leider zementiert die Politik nach wie vor die Strukturen des Gesundheitswesens und die ärztlich dominierte Arbeits-, Befehls- und Verantwortungshierarchien des 19. Jahrhunderts", beklagte sie.
Nach monatelangem Ringen hatte sich Lauterbach im Juli mit den Ländern auf Eckpunkte der Krankenhausreform geeinigt. Sie soll einerseits die Finanzierung der Kliniken durch eine Abkehr vom System der Bezahlung nach behandelten Fällen auf eine stabilere Grundlage stellen. Andererseits soll sie durch eine stärkere medizinische Spezialisierung die Qualität erhöhen - was am Ende auch zu einer geringeren Anzahl an Kliniken führen dürfte. Über den Sommer wollten Bund und Länder einen konkreten Gesetzentwurf ausarbeiten.
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