Vom Hotdog-Verkäufer zum Millionär
Immer wieder wird YouTube von älteren Generationen zu Unrecht als eine Art kreativer Spielplatz für Kinder und Jugendliche abgetan. Dabei ist das Angebot der Inhalte auf der Videoplattform so vielseitig wie das Publikum. Das fängt schon beim größten Star an. Der im schwedischen Göteborg geborene Felix Kjellberg, weltweit bekannt unter seinem Pseudonym PewDiePie (“This Book Loves You”), wird am heutigen Donnerstag 30 Jahre alt.
Eigentlich schwebte dem späteren YouTuber zunächst offenbar eine recht gewöhnliche Karriere vor. Nachdem er aber das Interesse an seinem Studium an der Technischen Hochschule Chalmers verloren hatte, brach er dieses ab und bewarb sich für eine Stelle bei einer der größten skandinavischen Werbeagenturen. Dort hätte er vermutlich seine Vorliebe für das Erstellen von Bildern mit Photoshop ausleben können, den Zuschlag bekam allerdings ein anderer Bewerber. Kjellberg verkaufte einige Drucke seiner Photoshop-Kunstwerke und verdiente nebenbei zusätzlich etwas Geld als Hotdog-Verkäufer, um Equipment für seine Videos zu finanzieren.
Seinen ersten YouTube-Kanal erstellte Kjellberg 2006 noch unter dem Namen Pewdie. Nachdem er allerdings das Passwort für den Account vergessen hatte, war er dazu gezwungen, einen neuen Channel zu eröffnen. Aus Pewdie wurde PewDiePie – ein Name, der heute unzähligen Menschen ein Begriff ist. Innerhalb weniger Jahre stellte der anfangs vor allem mit Gaming- und später auch mit weiteren Formaten erfolgreiche YouTuber einen Rekord nach dem anderen auf.
Ein Artikel der “Washington Post” aus dem März 2014 bezeichnete PewDiePie noch wenig schmeichelhaft als “seltsamen schwedischen Bro, von dem Sie vermutlich noch nie gehört haben” – auch wenn Kjellberg damals bereits einen offiziellen Guinness Weltrekord für den YouTuber mit den meisten Abonnenten verliehen bekommen hatte. 2015 war PewDiePie etwa der erste, der mit seinem Kanal mehr als zehn Milliarden Videoabrufe verzeichnen konnte.
Heute hat Kjellberg etwa 101 Millionen Abonnenten und nähert sich schnell der Marke von 24 Milliarden Videoabrufen – bei fast 4.000 Clips, die auf seinem Kanal zu finden sind. Wer 2019 den Namen PewDiePie also noch nicht gehört hat, der dürfte auch sonst mit dem Internet eher auf Kriegsfuß stehen.
Im August 2019 war PewDiePie die erste Einzelperson, die mehr als 100 Millionen Follower vorweisen konnte. Übertroffen wird er bis heute nur von einem indischen Musiklabel. 1983 von Gulshan Kumar (1956 – 1997) gegründet, verdiente T-Series zunächst sein Geld mit der Piraterie von Bollywood-Liedern. Mittlerweile ist T-Series vor allem für die Produktion von Bollywood-Filmen und -Soundtracks bekannt. Der Kanal der Firma besitzt derzeit rund 115 Millionen Abonnenten.
PewDiePie hatte jedoch nicht nur Glück mit Spiel-Videos auf YouTube, sondern auch in der Liebe. Ebenfalls im vergangenen August heiratete Kjellberg seine langjährige Freundin, die Italienerin Marzia Bisognin (27), die seit 2012 ebenso einen erfolgreichen YouTube-Kanal betreibt. Mit ihren knapp 7,72 Millionen Followern kann sie ihrem Liebsten allerdings nicht das sprichwörtliche Wasser reichen.
Dass das Ehepaar auch finanziell in eine rosige Zukunft blickt, kann man sich sicherlich denken. In der “Forbes”-Liste der bestverdienenden YouTube-Stars brachte es PewDiePie zuletzt auf Rang neun. 15,5 Millionen US-Dollar (etwa 13,9 Millionen Euro) soll der Schwede 2018 verdient haben. Ein einziges Werbevideo soll ihm zu diesem Zeitpunkt bis zu 450.000 Dollar eingebracht haben, obwohl PewDiePie in den vergangenen Jahren auch von einigen Kontroversen nicht verschont geblieben war.
Immer wieder sah sich Kjellberg unter anderem Rassismus- und Antisemitismusvorwürfen gegenüber. So beendete 2017 der US-Unterhaltungskonzern Disney die Zusammenarbeit mit dem Schweden – und auch YouTube selbst stampfte eine geplante zweite Staffel der Reality-Show “Scare PewDiePie” ein. Kjellberg hatte zuvor mehrere Videos veröffentlicht, die unter anderem angeblich antisemitische Witze beinhalteten. Schnell distanzierte er sich jedoch von den Vorwürfen.
Unter anderem auch im März 2019 geriet sein Name in die Medien, nachdem der Attentäter von Christchurch in einem Livestream dazu aufgerufen hatte, PewDiePies Kanal zu abonnieren. Der Rechtsextremist tötete bei einem Terroranschlag auf zwei Moscheen 51 Menschen. “Mich macht es krank, dass mein Name von dieser Person ausgesprochen wurde”, erklärte Kjellberg kurz darauf bei Twitter. “Mein Herz und meine Gedanken sind bei den Opfern, den Familien und jedem, der von dieser Tragödie betroffen ist.”
Zuletzt machte der YouTuber Schlagzeilen damit, dass seine Videoinhalte nicht mehr in China zugänglich sind. PewDiePie hatte in einem Clip die aktuelle Lage in Hongkong angesprochen und auf Memes reagiert, die unter anderem den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping (66) mit Winnie Puuh verglichen. Am 19. Oktober veröffentlichte PewDiePie dann den Clip “Pewdiepie is BANNED in China”, in dem er darüber spricht, dass seine Videos dort mittlerweile nicht mehr zugänglich seien.
Im Gegensatz dazu machte sich PewDiePie in den vergangenen Jahren seine Beliebtheit allerdings auch für den guten Zweck zu Nutze. Für den World Wide Fund for Nature (WWF), das St. Jude Children’s Hospital und einige weitere Stiftungen sammelte er zusammen mit seinen Fans seit 2012 mehre Millionen US-Dollar.
(wue/spot)