1971 flimmerte der erste "Polizeiruf 110" in der DDR über die Bildschirme. 50 Jahre später ist das Krimiformat in ganz Deutschland Kult. Zum Jubiläum hat sich die ARD am 30. Mai etwas Besonderes einfallen lassen: Ein neues Ermittlerteam geht um 20:15 Uhr im Ersten auf Verbrecherjagd. Im "Polizeiruf 110: An der Saale hellem Strande" sind Peter Kurth (64) und Peter Schneider (46) zum ersten Mal als Kommissare Henry Koitzsch und Michael Lehmann in Halle zu sehen.
Schneider, der in Leipzig geboren wurde, kennt den Krimi schon "seit Kindertagen", wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät. "Ich mag das Format sehr gerne - nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Zuschauer." Im Interview verrät der Darsteller außerdem, was seiner Ansicht nach das Erfolgsrezept der Reihe ist, inwiefern sich der "Polizeiruf 110" vom "Tatort" unterscheidet und mit wem er die Jubiläumsfolge ansehen wird.
Peter Schneider: Das ist großartig. Besonders freue ich mich über das Team. Sowohl über die beiden Autoren Clemens Meyer und Thomas Stuber, letzterer ist auch als Regisseur tätig, sowie über den großartigen Peter Kurth als meinen Kollegen. Das ist so für mich eine Traumkonstellation. Ich fühle mich im Team und in der "Polizeiruf"-Reihe sehr gut aufgehoben.
Schneider: Ich bin total nervös. Ich werde es mit meiner Frau zusammen anschauen, wenn sie nicht arbeiten muss. Ansonsten sitze ich allein vor dem Fernseher - manchmal ist mir das auch lieber. Denn es ist immer komisch, wenn man sich selbst im Fernseher sieht. Das ist ungefähr so, wie wenn man seine eigene Stimme hört. Oft kommen auch Erinnerungen an die Dreharbeiten hoch oder man sieht seine Fehler, die man gemacht hat.
Schneider: Ja, den "Polizeiruf 110" kenne ich seit Kindheitstagen. Ich bin im Osten groß geworden und ein totaler Fan vom Rostocker Team. Ich habe auch in der Crossover-Doppelfolge "Polizeiruf 110: Wendemanöver" [2015] mitgespielt, wo die Rostocker und Magdeburger zusammen ermittelt haben. Ich mag das Format sehr gerne - nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Zuschauer. Dass der "Polizeiruf 110" die Wende überstanden hat und sich zu einem gesamtdeutschen Format entwickelt hat, freut mich sehr.
Schneider: Ja, der "Polizeiruf 110: Der Kreuzworträtselfall" [1988]. Das Besondere beim "Polizeiruf" zu DDR-Zeiten war, dass echte Fälle als Vorlagen dienten. In diesem Fall, der ebenfalls in Halle spielte, stand der Mord an einem Kind im Zentrum und die Kommissare konnten anhand eines ausgefüllten Kreuzworträtsels den Täter überführen. Das hat mich sehr beeindruckt. Auch, weil es ein außergewöhnlicher "Polizeiruf" war - denn in der DDR wurden oft nur harmlosere Kriminalfälle verfilmt. Normalerweise gab es keine Kapitalverbrechen zu sehen. In einem Fall ging es mal um eine Schrankwand, die gestohlen wurde.
Schneider: Vielleicht hat es etwas mit dem Erhalt einer ostdeutschen Identität zu tun. Es ist eines der wenigen Formate aus DDR-Zeiten, die es heute noch gibt. Ich finde es gut, dass es ein gesamtdeutsches Format geworden ist - schließlich schauen nicht nur Ostdeutsche "Polizeiruf" und auch die Teams kommen nicht nur aus Ostdeutschland. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Fälle im Vergleich zum "Tatort" weniger pompös sind - aber genauso intensiv erzählt werden. Aber erklären kann ich es mir auch nicht. Es ist einfach ein schönes Phänomen.
Schneider: Ich spüre die Unterschiede. Das ist eine gefühlsmäßige Sache. Beim "Polizeiruf" ist mir die Art und Weise des Erzählens näher. Aber es gibt sehr viele Schnittstellen zwischen den Formaten - letzten Endes sind beides Krimis. Aber dennoch fühle ich mich dem "Polizeiruf" verbundener.
Schneider: Das spielt sicher eine Rolle. Mittlerweile schaue ich auch gerne "Polizeirufe" aus DDR-Zeiten. In den alten Folgen wird immer alles so dargestellt, als sei eigentlich alles in Ordnung in der kleinen DDR - was natürlich verklärend ist. Aber trotzdem schaue ich es gerne.
Schneider: Ja, natürlich! Das ist ein Ritual am Sonntagabend.