Perus linksgerichteter Präsident Pedro Castillo hat kurz nach seinem Amtsantritt seine Regierung ausgetauscht. "Ich informiere das Land, dass wir heute den Rücktritt des Regierungschefs Guido Bellido Ugarte angenommen haben, dem ich für seine Dienste danke", sagte Castillo am Mittwoch (Ortszeit) in einer dreiminütigen Rede, die vom Fernsehen übertragen wurde. In Peru bedeutet der Rücktritt des Ministerpräsidenten automatisch der Rücktritt des gesamten Kabinetts. Gründe nannte Castillo keine.
Ein paar Stunden später präsentierte der Präsident die als Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin bekannt gewordene Mirtha Vásquez als neue Ministerpräsidentin. Mit der Ernennung der 46-Jährigen kam Castillo dem moderateren Flügel der Linkskoalition entgegen, die ihn unterstützt.
Bellido gehört zu den linken Hardlinern. Er gab an, seinen Rücktritt auf Castillos Wunsch eingereicht zu haben. Die Ernennung des Elektroingenieurs und Politik-Neulings Bellido zum Regierungschef im Juli war von Anfang an umstritten.
Peruanische Medien berichteten, gegen Bellido werde wegen Äußerungen zur Verteidigung von Terrorismus ermittelt, die er kurz nach seinem Einzug ins Parlament im Juni getätigt habe. Dabei ging es um die Guerillagruppe Leuchtender Pfad, die von 1980 bis 2000 gegen die Regierung in Lima gekämpft hatte.
Peru hat in den vergangenen Jahren einige politische Krisen und eine Reihe von Korruptionsskandalen erlebt. Vergangenes Jahr im November wechselten sich innerhalb von nur einer Woche drei Präsidenten ab. Sieben der zehn früheren Staatschefs des südamerikanischen Landes wurden wegen Korruption verurteilt oder es laufen Korruptionsermittlungen gegen sie.
Castillos Wahlsieg gegen die Rechtspopulistin Keiko Fujimori in Stichwahl im Juni wurde erst nach sechs Wochen für gültig erklärt.
by José Luis CRISTOBAL