Die USA erwarten beim Nato-Verteidigungsministertreffen kommende Woche keine Entscheidung zum geplanten Truppenabzug aus Afghanistan. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte am Freitag, zwar stehe die Abzugsfrage bei dem Treffen ganz oben auf der Tagesordnung, eine Entscheidung werde es vor "angemessenen Beratungen und Diskussionen" dazu unter den Bündnispartnern aber nicht geben.
Die Entscheidung über den US-Truppenabzug werde vom "Oberbefehlshaber", also US-Präsident Joe Biden, getroffen, betonte Kirby weiter. Das Treffen mit seinen Nato-Kollegen am Mittwoch und Donnerstag werde dem neuen US-Verteidigungsminister Lloyd Austin jedoch helfen, Empfehlungen an den Präsidenten formulieren zu können.
In einem im Februar 2020 unterzeichneten Abkommen mit den Taliban hatten die USA den Abzug aller ausländischen Soldaten aus Afghanistan bis Ende April dieses Jahres zugesagt. Im Gegenzug sollten die Taliban die Gewalt in dem Land reduzieren und Garantien dafür geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die IS-Miliz bekämpfen. In den vergangenen Monaten nahm die Gewalt in Afghanistan aber wieder stark zu.
Kurz vor der Amtseinführung Bidens hatte die Vorgängerregierung unter Präsident Donald Trump die Zahl der in Afghanistan stationierten US-Streitkräfte auf 2500 reduziert - die niedrigste Zahl seit dem Beginn des Nato-Einsatzes in dem Land 2001. Die Bundeswehr ist mit derzeit rund 1100 Soldaten zweitgrößter Truppensteller der Nato-Mission "Resolute Support".
Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" stellt sich die deutsche Politik darauf ein, dass die Nato auch über den 30. April hinaus in Afghanistan bleibt. Ranghohe Bündnis-Diplomaten sagten der Zeitung, dies gelte als "nahezu sicher".
by SAUL LOEB