Nach Marseille und Bordeaux verschärfen auch Paris, Nizza und Toulouse wegen der stark steigenden Infektionszahlen in Frankreich ihre Corona-Maßnahmen. Die Gesundheitsbehörden riefen die Pariser am Freitag dazu auf, auf private Zusammenkünfte von mehr als zehn Menschen, also auf Geburtstagsfeiern und Treffen mit Familie und Freunden, künftig zu verzichten. Auch im öffentlichen Raum sollen Feste und Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmern vermieden oder vorher bei den Behörden angemeldet werden.
Die Pariser Universität Sciences Po schloss unterdessen für zwei Wochen ihren Campus, nachdem dutzende Studenten positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Nur eine Woche nach Semesterbeginn gibt es ab Montag nun wieder Online-Lehrveranstaltungen.
Auch die Mittelmeerstadt Nizza verschärfte ihre Corona-Vorschriften. Großveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern sind in der Stadt an der Côte d'Azur künftig ebenso untersagt wie private Treffen von mehr als zehn Menschen am Strand oder in Parks, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Zudem ist der Alkoholausschank ab 20.00 Uhr verboten. Bars müssen um 00.30 Uhr schließen.
Im südfranzösischen Toulouse schränken die Behörden vor allem das Nachtleben ein. Ab Samstag darf auf öffentlichen Plätzen in der Studentenstadt ab 13.00 Uhr kein Alkohol mehr getrunken werden, der Alkoholausschank ist ab 20.00 Uhr verboten. In Restaurant und Bars dürfen nicht mehr nur Getränke konsumiert werden, Musik darf nicht bis auf die Straße schallen, auch das Tanzen ist untersagt.
Frankreich ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder in Europa. Seit einigen Wochen steigen die Infektionszahlen wieder stark an. Am Donnerstag wurde ein neuer Höchststand von fast 10.600 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet.
Erstmals seit Ende der strikten Ausgangssperre im Mai nimmt auch die Zahl der Todesfälle wieder zu, wie die Gesundheitsbehörden am Freitag mitteilten. In dieser Woche starben demnach 265 Menschen an Covid-19. Das waren mehr als doppelt so viele wie in der Vorwoche, als 129 Todesfälle verzeichnet wurden. Insgesamt sind in Frankreich seit März mehr als 31.000 Corona-Infizierte gestorben.
Nachdem sich in den vergangenen Woche vor allem junge Leute infiziert haben, sind die Behörden nun wegen steigender Infektionszahlen auch bei älteren Menschen über 75 Jahren alarmiert. Auch die Zahl der Patienten, die in Krankenhäusern und auf Intensivstationen behandelt werden müssen, nimmt wieder zu.
In dieser Woche wurden bereits 68 Infektionsherde in Altenheime gemeldet - fast doppelt so viele wie in der vergangenen Woche. In Roanne im Südosten Frankreichs infizierten sich nach Angaben der regionalen Gesundheitsbehörde dutzende Bewohner eines Altenheims. Seit einem ersten positiven Corona-Test in dem Heim in der vergangenen Woche gab es bereits sechs Todesfälle.
by VALERY HACHE