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Papst feiert zum Abschluss von Irak-Reise Messe mit tausenden Gläubigen

Franziskus: Flucht von Christen aus Region bedeutet "unermesslichen Schaden"

Mit einer emotionalen Predigt hat Papst Franziskus den offiziellen Teil seiner Irak-Reise beendet. "Der Irak wird immer in meinem Herzen bleiben", sagte Franziskus während eines Gottesdienstes vor tausenden Gläubigen am Sonntag in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion im Nordirak. Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt in der lange von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beherrschten Stadt Mossul für die Kriegsopfer gebetet.

"Während meiner Zeit mit euch habe ich Stimmen des Leidens und des Verlusts gehört, aber auch Stimmen der Hoffnung und des Trosts", sagte Franziskus vor den im Erbiler Franso-Hariri-Stadion versammelten Gläubigen. "Jetzt rückt die Zeit für meine Rückkehr nach Rom näher."

Franziskus hält sich seit Freitag im Irak auf. Am Montag reist er in den Vatikan zurück.

In einer symbolisch wichtigen Geste besuchte der Papst am Sonntag auch die nach dem Ende der IS-Herrschaft verbliebenen Christen in Mossul. Vor den teilweise eingestürzten Mauern der über tausend Jahre alten Kirche der Unbefleckten Empfängnis bat Franziskus die Christen im Irak und im Nahen Osten inständig darum, in ihren Heimatländern zu bleiben. Das Verschwinden der Christen aus der Region sei "ein unermesslicher Schaden nicht nur für die betroffenen Menschen und Gemeinschaften, sondern für die Gesellschaft selbst, welche sie hinter sich lassen", sagte der 84-jährige Pontifex.

Das in der Ninive-Ebene gelegene Mossul war 2014 vom IS überrannt worden, ebenso wie weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Irak. Im Juni 2014 rief die Dschihadistenmiliz in Mossul ihr "Kalifat" aus. Mindestens 14 Gotteshäuser in der Provinz wurden zerstört. Tausende Jesiden, Christen und Muslime wurden zudem von den Dschihadisten getötet oder starben im Kampf gegen die IS-Miliz.

Der Papst-Besuch im Nordirak war zugleich die mutmaßlich gefährlichste Etappe der Reise, da staatliche Truppen immer noch Jagd auf Schläferzellen der IS-Miliz machen. Franziskus machte jedoch keinen beunruhigten Eindruck, als er in einem Golf-Cart durch die historische Altstadt Mossuls gefahren wurde. Mit seinem Besuch löste er ein Versprechen ein, das er angesichts der Vertreibung der Christen durch den IS 2014 gegeben hatte.

In der ebenfalls in der Ninive-Ebene gelegenen Stadt Karakosch wurde Franziskus von hunderten festlich gekleideten Christen empfangen. Vor dem Besuch des Papstes hatten die Bewohner der Stadt die vom IS niedergebrannte Kirche der Unbefleckten Empfängnis renoviert und geschmückt.

Die Ninive-Ebene war bis zur Eroberung durch den IS eines der Hauptsiedlungsgebiete der Christen im Irak. Sie flohen 2014 aus ihren Dörfern und fanden Zuflucht im irakischen Kurdengebiet. Nur mehrere zehntausend von ihnen sind inzwischen wieder zurückgekehrt.

Der Papst hatte angekündigt, als "Pilger des Friedens" in den Irak zu reisen, um der christlichen Gemeinde Mut zu machen - aber auch, um den Dialog mit anderen Religionen auszubauen. Am Samstag traf Franziskus den einflussreichen Schiitenführer Ayatollah Ali Sistani in der heiligen Stadt Nadschaf. Sistani sagte zu, persönlich darauf zu achten, "dass die christlichen Bürger wie alle Iraker in Frieden und Sicherheit leben, mit all ihren verfassungsmäßigen Rechten".

Nach seinem Gespräch mit Sistani reiste Franziskus zu einem Treffen mit Vertretern unterschiedlicher Religionsgruppen in die antike Stadt Ur - laut biblischer Überlieferung die Geburtsstätte Abrahams, des Stammvaters von Juden, Christen und Muslimen.

In Ur erinnerte Franziskus besonders an die jesidische Gemeinschaft, die unter der IS-Herrschaft "den Tod vieler Männer zu beklagen hatte und mit ansehen musste, wie tausende Frauen, Mädchen und Kinder entführt, als Sklaven verkauft sowie körperlicher Gewalt" unterworfen wurden.

Auch in Bagdad hatte Franziskus am Samstag eine Messe zelebriert. Der Argentinier ist der erste Papst, der den Irak besucht. Im Irak lebten Anfang der 2000er Jahre noch rund 1,5 Millionen Christen, heute sind es nur noch etwa 400.000.

by Von Waleed Al-Khaled und Catherine Marciano