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Palästinenser: Siedler töten 19-Jährigen im Westjordanland

Im besetzten Westjordanland ist ein Palästinenser nach palästinensischen Angaben von radikalen jüdischen Siedlern getötet worden. Der 19-jährige Palästinenser sei "in der Stadt Huwara durch den Schuss von Siedlern getroffen worden", erklärte das palästinensische Gesundheitsministerium am Freitag. Bei der Beerdigung des Mannes flammte die Gewalt später wieder auf, neun Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht.

Der Bürgermeister von Huwara, Moin Dmidi, sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Palästinenser habe auf dem Dach seines Hauses Zuflucht gesucht, das von Siedlern angegriffen worden sei. Einer der Siedler habe den 19-Jährigen erschossen.

Ein anderer Bewohner der Stadt sagte, der Angriff habe sich ereignet, als mehr als 200 Siedler über Nacht nach Huwara gekommen seien. "Sie begannen, Steine auf manche Häuser zu werfen, und dann versuchten die jungen Leute (...), ihre Häuser mit Steinen zu verteidigen."

Zuvor war am Donnerstagabend nach Angaben der israelischen Armee ein Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden, nachdem er nahe Huwara das Feuer auf ein Auto mit israelischen Zivilisten eröffnet hatte. Das palästinensische Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des Mannes, ohne weitere Angaben zu seiner Identität zu machen.

Der israelischen Armee zufolge versammelten sich nach Mitternacht dutzende israelischen Zivilisten rund um Huwara und lieferten sich Zusammenstöße mit Steine werfenden Palästinensern, bevor die Soldaten mit Gegenmaßnahmen "eingriffen, um die Konfrontation zu entschärfen". Ein Verdächtiger habe etwas auf ein israelisches Fahrzeug geworfen, woraufhin die Soldaten mit "scharfen Schüssen" reagiert hätten. "Ein Treffer" sei identifiziert worden - nähere Angaben zu einem möglichen Todesopfer oder Verletzungen machte die Armee nicht.

Der palästinensische Rote Halbmond teilte mit, er habe am Ort der Zusammenstöße 58 Personen behandelt, die Tränengas eingeatmet hätten. Die israelische Armee erklärte, sie habe Berichte über "Vandalismus am Eigentum palästinensischer Einwohner der Stadt durch israelische Zivilisten" erhalten.

Das palästinensische Außenministerium verurteilte die Vorfälle in Huwara und bezeichnete sie als "abscheuliches Verbrechen eines hasserfüllten und rassistischen Siedlers".

Später am Freitag flammte die Gewalt wieder auf. Während des Trauerzugs für den getöteten 19-Jährigen gerieten israelische Soldaten und Palästinenser aneinander, wie ein AFP-Fotograf beobachtete. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte fuhren durch Huwara, während Rauch aufstieg und Steine auf die Straßen geworfen wurden. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds wurden neun Menschen verletzt ins Krankenhaus gebracht. 19 weitere seien in Huwara behandelt worden, nachdem sie von Gummigeschossen getroffen wurden.

Die Stadt Huwara im Norden des besetzten Westjordanlands in der Nähe von Nablus war in diesem Jahr bereits mehrfach Schauplatz tödlicher Angriffe. Palästinensische Angreifer verübten zahlreiche tödliche Anschläge auf israelische Zivilisten, radikale jüdische Siedler griffen bei gewaltsamen Ausschreitungen in der Stadt ihrerseits Palästinenser an.

Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hat die Gewalt seit Jahresbeginn stark zugenommen. Insgesamt wurden in dem Konflikt in diesem Jahr laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Zahlen mindestens 247 Palästinenser, 32 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener getötet.

mhe/oer