Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat den EU-Abgeordneten seiner Fidesz-Partei Jozsef Szajer nach dessen Teilnahme an einer Sex-Party unter Homosexuellen scharf kritisiert. Szajers Handeln sei "inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen", hieß es in einer Erklärung Orbans am Mittwoch. Es entspreche nicht "den Werten unserer politischen Familie".
Szajer hatte am Dienstag eingeräumt, an einer illegalen Party in Brüssel teilgenommen zu haben, und war zurückgetreten. Der 59-Jährige entschuldigte sich für den Verstoß gegen die Corona-Beschränkungen.
Die Polizei hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Freitagabend eine Veranstaltung in einer Wohnung aufgelöst und die Teilnehmer wegen der Nichteinhaltung der Gesundheitsmaßnahmen verwarnt. Laut der Staatsanwaltschaft versuchte Szajer noch, über eine Regenrinne zu flüchten. Zudem seien Drogen in seinem Rucksack gefunden worden.
Medienberichten zufolge handelte es sich um eine Sex-Party mit 25 Männern. "Plötzlich war mein ganzes Wohnzimmer voller Bullen", berichtete der Organisator der Party der Zeitung "Het Laatste Nieuws". "Sie fingen sofort an zu schreien: 'Personalausweis! Jetzt!' Aber wir hatten nicht einmal Hosen an, wie in Gottes Namen hätten wir so schnell unseren Ausweis herbeizaubern sollen?"
Für Szajer sind die Enthüllungen besonders peinlich, da er eine Schlüsselrolle bei der durch die Fidesz-Partei vorangetriebene Verfassungsänderung spielte. Sie legt unter anderem fest, dass die Ehe ein Bund zwischen Mann und Frau sein muss. Zudem gilt Szajer als Vertrauter und europapolitischer Arm von Regierungschef Orban, dessen Regierung immer wieder wegen der Untergrabung der Rechte sexueller Minderheiten in der Kritik steht.
Die ungarische Opposition warf der Regierungspartei nun Scheinheiligkeit vor. "Während Fidesz-Politiker uns über Christentum, Familie, traditionelle Geschlechterrollen und Moral belehren, leben sie in Wirklichkeit ein völlig anderes Leben, so weit wie möglich von den Werten entfernt, die sie vertreten", sagte der Vorsitzende der Oppositionspartei DK, Ferenc Gyurcsany.
by PETER KOHALMI