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Olympische Sommerspiele in Tokio im Zeichen von Corona eröffnet

Sportler schaffen trotz leerer Ränge olympische Stimmung - Hunderte Fans vor dem Stadion

Olympia im Zeichen von Corona: Mit einem Jahr Verzögerung und begleitet von vielen Zweifeln sind in Tokio die 32. Olympischen Sommerspiele eröffnet worden. Die traditionelle Begrüßungsformel sprach am Freitagabend (Ortszeit) der japanische Kaiser Naruhito. Während der Eröffnungsfeier war zuvor mit einer Schweigeminute auch der Opfer der Corona-Pandemie gedacht worden.

Für die Eröffnungsfeier hatten die Organisatoren ein Musik- und Showprogramm auf die Beine gestellt, das die traditionsreiche Geschichte Japans mit modernen Elementen verband. Eine der prägenden Momente dabei war die Schweigeminute für die Opfer des Coronavirus und anderer Katastrophen, für die sich noch vor dem Einmarsch der Athleten alle Anwesenden erhoben.

Allerdings waren zu der feierlichen Eröffnungszeremonie nur rund 950 ausgewählte Gäste zugelassen. Unter ihnen war auch Kaiser Naruhito, der die Spiele offiziell eröffnete.

Wegen der Corona-Pandemie waren die Sommerspiele um ein Jahr verschoben worden. Zwischenzeitlich war sogar über eine Absage spekuliert worden. Wegen der angespannten Infektionslage finden die Wettbewerbe nun ohne Zuschauer statt.

Ungeachtet der strengen Corona-Auflagen versammelten sich hunderte Fans vor dem Stadion. "Wir sind hier wegen der Atmosphäre, der Lichter und des Feuerwerks", sagte Mako Fukuhara. Wenn sie schon nicht bei der Eröffnung direkt dabei sein könne, wolle sie zumindest die Stimmung spüren.

Im Stadion selbst verbreiteten viele Sportler beim Einmarsch der Teams trotz leerer Ränge olympische Atmosphäre und Freude. Das deutsche Team wurde angeführt von Wasserspringer Patrick Hausding und Beachvolleyballerin Laura Ludwig, die von einer "grandiosen Stimmung" sprach. Es war das erste Mal, dass eine Frau und ein Mann zusammen die deutsche Flagge trugen.

Überhaupt soll Gleichberechtigung ein großes Thema dieser Spiele sein: Etwa 49 Prozent der Teilnehmer werden Frauen sein - so viele wie noch nie. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) legte außerdem fest, dass in jedem olympischen Aufgebot eines Landes mindestens ein Mann sowie eine Frau dabei sein müssen. Zudem war das traditionelle olympische Motto "Schneller, Höher, Stärker" im Vorfeld der Spiele um das Wort "Gemeinsam" ergänzt worden.

Insgesamt kämpfen rund 11.000 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 200 Ländern und Territorien um die Medaillen. Hinzu kommen rund 50.000 Trainer, Betreuer, Offizielle und Journalisten aus dem Ausland - ihre Zahl wurde gegenüber ursprünglichen Planungen drastisch reduziert.

Um angesichts der vielen Menschen einen Corona-Ausbruch zu vermeiden, soll extensiv getestet werden: Auf dem Höhepunkt der Spiele sind pro Tag etwa 20.000 Corona-Tests im Olympischen Dorf geplant.

Auch in Sachen Umweltschutz wollen die Spiele neue Maßstäbe setzen: Unter anderem sollen die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen erstmals zu 100 Prozent aus recycelten Edelmetallen bestehen. Dafür wurden in Japan unter anderem mehr als 6,2 Millionen gebrauchte Smartphones eingesammelt.

by Charly TRIBALLEAU