In Bagdad ist offenbar eine Deutsche entführt worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde die Frau am Montagabend nach Verlassen ihres Büros im Zentrum der irakischen Hauptstadt von Unbekannten verschleppt. Sie war demnach mit dem Fahrrad unterwegs, als sich ihr zwei Fahrzeuge näherten. Danach hätten Zeugen beobachtet, wie sie in einen Wagen gezerrt wurde. Ein Sprecher des irakischen Innenministeriums erklärte am Dienstag, die Berichte würden geprüft. Das Auswärtige Amt wollte sich nicht zu dem Fall äußern.
Die mutmaßliche Entführung soll sich laut einer Quelle in den irakischen Sicherheitsdiensten nahe einer Polizeiwache ereignet haben. Die Polizisten hätten jedoch nicht reagiert. Bei einem der Fahrzeuge, welche sich der Deutschen genähert hätten, habe es sich um einen weißen Kleintransporter mit offener Ladefläche gehandelt, wie er von manchen Sicherheitskräften benutzt werde, hieß es weiter.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte, die Bundesregierung äußere sich grundsätzlich nicht zu Entführungsfällen oder Geiselnahmen Deutscher im Ausland. Der irakische Innenministeriumssprecher Chaled Mehna sagte, zur Untersuchung des Falls sei eine Spezialeinheit gebildet worden, zu der Geheimdienst- und Kriminalexperten gehörten.
Die Deutsche leitet Kunst-Programme für das irakische Kunst-Kollektiv Tarkib in Bagdad. Ihr Handy war am Montagabend nicht erreichbar. Die deutsche Botschaft wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht zu dem Fall äußern. Eine Freundin der verschwundenen Deutschen sagte AFP, diese sei seit der Ermordung des irakischen Politikexperten Hischam al-Haschemi vor zwei Wochen "nervös" gewesen. Al-Haschemi war vor seinem Haus in Bagdad von Unbekannten erschossen worden.
Der international bekannte Al-Haschemi hatte sich mit den regierungskritischen Protesten des vergangenen Jahres solidarisiert. Auch die mutmaßlich verschleppte Deutsche war nach Angaben ihrer Freundin in den Protesten engagiert. Die Fälle von Entführungen ausländischer Staatsbürger im Irak nahmen in diesem Jahr deutlich zu.
by SABAH ARAR