In der Debatte um eine Balance zwischen dem Schutz des Wolfes und dem Schutz von Nutztieren hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eine baldige pragmatische und unbürokratische Lösung für den Abschuss von Wölfen angekündigt. "Ich stehe dazu in engem Austausch mit Umweltministerin Lemke und kann versichern, dass an einer pragmatischen und unbürokratischen Lösung unter Hochdruck gearbeitet wird", sagte Özdemir der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). "Uns beiden liegt die Weidetierhaltung sehr am Herzen."
Rechtlich gesehen könnten Wölfe und sogar ganze Rudel unter bestimmten Bedingungen schon jetzt entnommen werden, erklärte er. "Wir stellen aber fest, dass die aktuellen Vollzugshinweise von Bund und Ländern noch nicht ausreichen, um das schnell durchzusetzen und die Situation zu entschärfen. Das beunruhigt nicht nur die Weideviehhalter, sondern auch mich als Landwirtschaftsminister", sagte Özdemir.
Die Landwirte erwarteten von der Gesellschaft, die zu Recht mehr Artenschutz einfordere, entsprechende Unterstützung. Özdemir erklärte weiter: "Keine Lösung bieten diejenigen, die nun mit populistischen Parolen glauben machen wollen, der Bund könne das Problem alleine lösen. Bund und Länder müssen hier an einem Strang ziehen." Er appelliert an die Länder, sich zügig in die laufende Überarbeitung des Leitfadens einzubringen, damit die derzeitigen Möglichkeiten der Entnahme "endlich effektiver genutzt werden". Özdemir begrüßte außerdem, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt hat, den Schutzstatus des Wolfes überprüfen zu wollen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will nach Angaben aus Niedersachsen im September Lösungsvorschläge für eine Balance zwischen dem Schutz des Wolfes und dem Schutz von Nutztieren vorlegen. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) erklärte nach einem Treffen mit Lemke in Berlin vergangene Woche, die Ministerin habe Vorschläge für ein "praktikableres, einfacheres Handeln bei Nutztierrissen in Aussicht gestellt". Niedersachsen werde daran mitwirken, ein "ausgewogenes regional differenziertes Wolfsmanagement zu erarbeiten". In Niedersachsen lebt etwa ein Drittel der deutschen Wolfspopulation.
kbh