78074:

Özdemir kritisiert Indiskretionen von CDU/CSU bei Sondierungen

Teilnehmer der schwarz-gelben Sondierungen hatten "Bild" informiert

Die Indiskretionen aus der Union beim ersten schwarz-gelben Sondierungsgespräch stoßen nicht nur bei der FDP, sondern auch in den Reihen der Grünen auf scharfe Kritik. Das sei nicht gerade ein Vertrauensbeweis und ein "Zeichen für interne Führungsprobleme", sagte der Grünen-Politiker Cem Özdemir am Montagabend in der Sendung "RTL direkt". Die Grünen kommen am Vormittag zu einem Sondierungsgespräch mit der CDU/CSU zusammen.

Aus dem Gespräch zwischen Union und FDP am Sonntagabend waren trotz vereinbarter strenger Vertraulichkeit Informationen an die "Bild"-Zeitung gegeben worden. So wurden angebliche Äußerungen der teilnehmenden FDP-Politiker zitiert. FDP-Vize Johannes Vogel und weitere Parteikollegen kritisierten dies scharf.

Vogel schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Es gab vergangenes Wochenende drei Sondierungsgespräche, an denen ich für die @fdp auch teilgenommen habe. Aus zweien liest und hört man nix. Aus einem werden angebliche Gesprächsinhalte an die Medien durchgestochen. Das fällt auf, liebe Union - und es nervt!"

Özdemir sagte zum Verhalten auf Seiten der Union: "Erstens interne Führungsprobleme und dann das Problem, dass die eigenen Reihen nicht mal den Mund halten." Das sei ein Signal, dass die Union ein massives Problem habe.

Am Sonntag hatten sich zunächst SPD und FDP zu einem Sondierungsgespräch getroffen, am Abend sprachen dann SPD und Grüne sowie Union und FDP miteinander. Nur aus diesem Treffen gelangten Gesprächsinhalte in die Öffentlichkeit. Vor allem Grüne und FDP hatten im Vorfeld der Sondierungen die Notwendigkeit von großer Vertraulichkeit betont und auf das schlechte Beispiel von 2017 verwiesen. Bei den damaligen Sondierungen für eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen waren fortlaufend Informationen nach draußen gelangt. Die Gespräche scheiterten schließlich nach vier Wochen.

by Odd ANDERSEN