Es war ein Autobahn-Chaos sondergleichen! Die örtlichen Behörden in Kufstein hatten Angst vor einem drohenden Lkw-Stau an der Grenze. Ihre Lösung? Sie sperrten die Brenner- und Inntalautobahnen für Lkw von 0 bis 22 Uhr. Italienische Lkw konnten somit nicht mehr über die Grenze nach Österreich fahren. Das Resultat war ein Stau von sage und schreibe 110 Kilometern!
“Um zu verhindern, dass Schwerlastfahrzeuge die Inntalautobahn und Brennerautobahn blockieren, weil sie nicht nach Deutschland einreisen können, mussten wir Maßnahmen ergreifen”, so die Tiroler Polizei. Es gab Ausnahmen für Lkw-Fahrer, die entweder einen Wohnsitz in Österreich nachweisen konnten oder eine Firmenadresse in Österreich ansteuerten und das Fahrverbot abwarten konnten. Diese Maßnahme verlagerte den Stau von Tirol nach Südtirol. Die Lkw stauten sich von der Südtiroler Landesgrenze bei Mezzocorona zwischen Trient und Bozen bis zur Staatsgrenze am Brenner. Viele deutsche Kurzurlauber, die den 3. Oktober für ein verlängertes Wochenende genutzt hatten, fanden sich ebenfalls im Stau wieder. Roberto Bellini, Präsident der Transportunternehmen des Trentiner Handwerksverbandes, verurteilte die Situation scharf. Er berichtete von einem Stau von 110 Kilometern auf der A22 und warf Österreich vor, dass das Land diese Maßnahme ohne Rücksicht auf bestehende Vereinbarungen, Regeln und Gesetze durchgesetzt hat.
Der italienische Verkehrsminister Matteo Salvini drohte Österreich mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Der Grund: die Lkw-Fahrverbote am Brenner, die oft gleichzeitig mit denen in Kufstein in Kraft treten. Er bezeichnete die Maßnahmen Österreichs als einseitig, unverständlich und arrogant. Zudem sieht er einen Verstoß gegen europäische Vorschriften. Der Tiroler Landtag hingegen stellte sich einstimmig hinter die “Notmaßnahmen” des Landes Tirol zur Regulierung des Schwerlastverkehrs und gegen Salvini. Ohne Verkehrsbeschränkungen würde laut einem Beschluss ein Verkehrszusammenbruch mit weitreichenden Folgen für die Bevölkerung Nordtirols unvermeidlich. Bayern, Tirol und Südtirol arbeiten derzeit an einem Slot-System, um den Lkw-Transit auf der Brenner-Route zu regulieren. Spediteure sollen für ihre Lkw Zeitfenster buchen, um den Transit zu verteilen und Staus zu verhindern. Ein Bericht von Experten wird zum Ende dieses Jahres erwartet.