Die Welt hat nach Berechnungen von Experten am Donnerstag den sogenannten Erdüberlastungstag erreicht. Dieser gibt an, ab wann die Menschheit durch alle ihre ökonomischen Aktivitäten mehr Ressourcen in Anspruch nimmt, als die ökologischen Kreisläufe binnen eines Jahres auf natürliche Weise erneuern. Dabei berechnen Experten des Global Footprint Networks in einem komplizierten Verfahren, wann der durchschnittliche theoretische Flächenbedarf der Menschheit etwa für Urbanisierung, Nahrungsmittelanbau und industrielle Produktion die Pufferkapazitäten der Erde übersteigt.
Eine zentrale Größe dabei ist unter anderem der Ausstoß von CO2 durch menschliche Aktivitäten. Der Erdüberlastungstag verschiebt sich bereits seit 20 Jahren nahezu kontinuierlich immer weiter nach vorn. 2000 fiel das Datum auf den 23. September und lag damit noch annähernd zwei Monate später als heute.
"Ab heute leben wir auf Kosten des Planeten und kommender Generationen", schrieb Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock dazu auf Twitter. "Wir müssen die planetaren Grenzen zur politischen Leitlinie machen", mahnte sie.
Auch Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprach eine Mahnung aus. "Wir müssen unseren Planeten endlich mit Respekt behandeln, Ressourcen schützen und den Klimawandel aufhalten", schrieb er ebenfalls auf Twitter.
Mehrere Jugendorganisationen forderten besseren Klimaschutz. "Die nächste Bundesregierung muss einen Systemwandel einleiten", erklärte die Fridays for Future-Bewegung gemeinsam mit den Jugendorganisationen unter anderem von Amnesty International, dem Naturschutzbund (NABU) und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sowie kirchlichen Organisationen. Sie forderten alle Wahlberechtigten auf, bei der Bundestagswahl am 26. September für "eine menschenrechtskonforme Klimapolitik" zu stimmen.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future kritisierte zum Erdüberlastungstag die Klimapolitik der Bundesregierung. "Nie waren wir besser über die Folgen anhaltender Ausbeutung natürlicher Lebensgrundlagen informiert", schrieb sie auf Twitter. "Es ist nur so: An entscheidenden Machtpositionen hat man sich bisher für mehr Krise entschieden."
Unterdessen warnte der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde, vor einem weiteren Raubbau an Rohstoffen und Ressourcen. "Wir können nicht weiter auf Pump des Planeten leben – und so tun, als hätten wir mehrere Erden zu Verfügung – ohne dass sich die Ressourcen erholen können", sagte der frühere baden-württembergische Grünen-Landwirtschaftsminister der Düsseldorfer "Rheinischen Post". In den 1970er-Jahren sei der Erdüberlastungstag im Dezember eines Jahres erreicht gewesen, nun bereits Ende Juli.
by GREG BAKER