Die russische Führung hat die seit Tagen andauernden Spekulationen über einen bevorstehenden Besuch des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un bestätigt. Kim werde auf Einladung von Präsident Wladimir Putin "in den kommenden Tagen" zu einem offiziellen Besuch nach Russland reisen, erklärte der Kreml am Montag. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete den bevorstehenden Besuch ebenfalls.
Bereits seit Tagen hatte es Spekulationen gegeben, wonach Nordkoreas Machthaber, der sein Land nur äußerst selten verlässt, noch in diesem Monat eine Reise nach Russland plane. Die USA verdächtigen Moskau, nordkoreanische Waffen für ihre Offensive in der Ukraine kaufen zu wollen.
Kim werde bei seinem Besuch in Russland mit Putin zusammentreffen, meldete KCNA. "Der respektierte Genosse Kim Jong Un wird Genosse Putin bei seinem Besuch treffen und ein Gespräch mit ihm führen", hieß es.
Zuvor hatte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap in Berufung auf eine offizielle Quelle berichtet, dass der Zug des nordkoreanischen Machthabers offenbar in Richtung Russland unterwegs sei. Russland und Nordkorea teilen sich eine kurze Grenze im russischen Bezirk Ferner Osten - nicht weit von Wladiwostok, wo Putin am Montag anlässlich des bis Mittwoch dauernden Östlichen Wirtschaftsforums eintraf.
Der südkoreanische Fernsehsender YTN berichtete, dass die Regierung in Seoul mit einem Treffen der beiden Staatschefs "ungefähr" am Mittwoch rechne.
Moskau und Pjöngjang hatten Mitte August angekündigt, ihre Zusammenarbeit auszubauen und unter anderem im Verteidigungsbereich enger zu kooperieren. Russland ist ein wichtiger Verbündeter von Kims seit Jahrzehnten international weitgehend isoliertem Land. Nordkorea hatte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von Beginn an unterstützt.
Nach US-Angaben will Kim bei dem Treffen mit dem Kreml-Chef über Waffenlieferungen an Moskau verhandeln. In der vergangenen Woche hatte das Weiße Haus Nordkorea vor Waffenlieferungen an Russland gewarnt und erklärt, dass Pjöngjang "in der internationalen Gemeinschaft den Preis dafür zahlen" werde.
Ein Zweiergipfel von Putin und Kim sei Teil einer "sanften diplomatischen Erpressung" der südkoreanischen Regierung durch den Kreml, sagte der Nordkorea-Experte Andrei Lankov von der Kookmin-Universität in Seoul. Russland wolle nicht, dass Südkorea Waffen an die Ukraine liefere. "Die größte Sorge der russischen Regierung" seien mögliche Munitionslieferungen Südkoreas an die Ukraine.
Südkorea ist zwar ein wichtiger Waffenexporteur und hat Polen, einem bedeutenden Verbündeten der Ukraine, Panzer verkauft. Jedoch schließt die langjährige Innenpolitik des Landes Waffenverkäufe in aktive Konflikte aus.
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