Die Schlacht um Bachmut führt zu einer zunehmenden Spaltung in der russischen Elite und könnte bald zu blutigen Auseinandersetzungen im eigenen Land führen. Russische Söldner haben erstmals dem Putin-treuen russischen Parlament, der Duma, mit Gewalt gedroht. Sie werfen den Abgeordneten vor, mit ihrer Feindseligkeit gegenüber der Privatarmee “Wagner” den russischen Sieg in der Ukraine zu gefährden – in einem brutalen Video.
In einem Telegram-Kanal mit 730.000 Abonnenten erklärten drei vermummte Söldner in Richtung eines kommunistischen Abgeordneten: “Wenn du dich einmischt und das Land wegen solcher Schwachköpfe den Krieg verliert, müssen wir dich und Leute wie dich bekämpfen, um unser Volk zu schützen.” Die Söldnerarmee unter der Führung von Jewgeni Prigoschin, einem ehemaligen Putin-Caterer, droht also dem loyalen russischen Parlament mit Gewalt, um das “Volk” vor ihnen zu schützen. Der Hintergrund sind die unterschiedlichen Erfolge russischer Söldner und russischer Soldaten in und um die umkämpfte Stadt Bachmut. Während die Wagner-Söldner in Bachmut weiter vorrücken und mittlerweile 99 Prozent des Stadtgebiets eingenommen haben, zieht sich die russische Armee seit fünf Tagen unter schweren ukrainischen Angriffen von den Flanken der Stadt zurück. Die Folge davon ist, dass Dutzende russische Soldaten, meist schlecht ausgerüstete und kaum geübte Reservisten, sich den erfolgreichen Söldnern der “Wagner”-Gruppe anschließen wollen.
Am Montag wandte sich jedoch das russische Parlament gegen die Söldner. Viktor Soboljew, der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses, erklärte, die Wagner-Söldner seien “eine illegale bewaffnete Formation”, deren Registrierung und Aktivitäten unklar seien. Er drohte jedem russischen Soldaten, der sich der Gruppe in Bachmut oder an einem anderen Ort anschließt, mit einer Strafverfolgung wegen “unerlaubtem Entfernen von der Truppe” und einer Gefängnisstrafe von zehn bis 15 Jahren. Dadurch wird das Dilemma, in dem sich die russische Führung befindet, immer dramatischer. Sollten die Söldner der Prigoschin-Gruppe, als einzige Formation der russischen Invasionsarmee, weiter vorrücken, werden sie immer mächtiger und ziehen russische Soldaten und Bürger im ganzen Land an. Dies könnte zu einer ultranationalistischen Bewegung werden, die für Putins Regime extrem gefährlich ist. Wenn Putin hingegen den Erfolg der Söldner stoppt, indem er die “Wagner”-Gruppe für illegal erklärt oder deren Anführer Jewgeni Prigoschin beseitigt, verliert Russland die letzte halbwegs erfolgreiche militärische Einheit im Ukraine-Feldzug. Egal welche Entscheidung Putin trifft, kann er dabei nur verlieren.
