Zuletzt schien es, als würde der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca keinen ausreichenden Impfschutz für Menschen über 65 Jahren bieten. Aus diesem Grund befürchtet die Bundesregierung, dass die europäische Arzneimttelagentur EMA deren Impfstoff nur für Menschen unter 65 Jahre zulassen könnte.
Steigen damit die Chancen auf Impfungen für jüngere Leute?
Nachdem in den letzten Tagen Bedenken wegen der Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs bei älteren Menschen laut geworden sind, erwägt Gesundheitsminister Jens Spahn nun offenbar die Impfreihenfolge zu ändern. Dies berichtet jetzt das Magazin “Wir”.
Über den Vorschlag will Spahn gemeinsam mit seinen Kollegen aus den Bundesländern am 30. Januar in einer Videoschalte abstimmen. Dies bestätigte auch der Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen Karl-Josef Laumann (CDU). Noch vor dem Beginn der nächsten Woche soll der AstraZeneca-Impfstoff in Europa zugelassen werden. Laut Laumann werde es dann offenbar zusammen mit dem Impfstoff auch “einen Beipackzettel geben, weil der Impfstoff offensichtlich tatsächlich nicht für alle Altersgruppen geeignet sein könnte. “Wir werden am Samstag eine Telefonschalte haben zusammen mit dem Bundesgesundheitsminister, um dann zu gucken, wie wir damit umgehen“, bestätigte Laumann. Bevor eine endgültige Entscheidung getroffen werden wird, will Jens Spahn allerdings noch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission abwarten.
Am Dienstag hatte sich die Chefin der EU-Arzneimittelbehörde EMA, Emer Cooke, zu dem Thema der fehlenden Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs geäussert und vorschnelle Bewertungen verurteilt. Bisher gebe es nur eine sehr kleine Anzahl von Daten über die Impfungen von älteren Testpersonen. Ob dies eine Auswirkung auf den Umfang der Zulassung haben könnte, lies Cooke allerdings offen. Eine auf Altersgruppen beschränkte Zulassung sei allerdings tatsächlich ein Option. “Es ist möglich, eine Zulassung abzuschließen, die sich auf eine bestimmte Altersgruppe konzentriert, oder es ist möglich, eine Zulassung für eine breitere Altersgruppe abzuschließen”, bestätigte Cooke. Allerdings wolle sie dem endgültigen Ergebnis bisher nicht vorgreifen. Cooke versichterte, dass die Experten der Behörde aus den verschiedenen Mitgliedsstaaten sämtliche vorliegenden Daten bewerten und dann eine Entscheidung treffen würden.
Unterdessen hat das französiche Unternehmen Sanofi angekündigt beim Abfüllen des Biontech-Impfstoffs helfen zu wollen. “In unserem Werk in Frankfurt werden wir das Produkt verpacken, das uns ab Juli von Pfizer-Biontech geliefert wird“, erklärt Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson gegenüber der französischen Zeitung “Le Figaro“. “Wir sollten in der Lage sein, bis Ende des Jahres mehr als 100 Millionen Dosen zu liefern, die für die Europäische Union und damit teilweise für Frankreich bestimmt sind“, erklärte Hudson weiter. Sanofi arbeitet auch selbst an zwei eigenen Impfstoffen gegen das Coronavirus. Allerdings werden diese in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr auf den Markt kommen. “Da wir mit unserem Hauptimpfstoff einige Monate hinter dem Zeitplan zurücklagen, fragten wir uns, wie wir uns jetzt nützlich machen können“, erklärt Hudson das Unterstützungsangebot an die Konkurrenz. Der Prozess der Abfüllung erfordert eine sterile Umgebung und sehr niedrige Temperaturen. Sanofi habe die Voraussetzung, um im großen Umfang Impfstoff produzieren zu können. Auch die Nähe der Produktionsstätte zum Biontech-Hauptsitz in Mainz werde die Zusammenarbeit erleichtern.