Das niederländische Bergungsunternehmen Smit Savage wird das im Suez-Kanal feststeckende Containerschiff "Ever Given" möglicherweise schon zu Wochenbeginn wieder flottmachen können. Etwas länger könnte es dauern, wenn Container entfernt werden müssen, um das Gewicht des gigantischen Schiffs zu reduzieren, sagte der Chef des Mutterkonzerns von Smit Savage, Peter Berdowski, am Freitagabend im niederländischen Fernsehen. Der japanische Schiffseigentümer hatte bereits von einer Bergung am Samstagabend gesprochen.
Das 400 Meter lange und über 220.000 Tonnen schwere Containerschiff war am Dienstag in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe des Suez-Kanals auf Grund gelaufen. Es blockiert seitdem den Wasserweg zwischen Rotem Meer und Mittelmeer, sämtliche Schiffe darin können nicht weiterfahren. Seit Mittwoch laufen die Bemühungen des ägyptischen Kanalbetreibers SCA auf Hochtouren, die "Ever Given" wieder freizubekommen. Befürchtet wird, dass sich die Bergungsarbeiten über Wochen hinziehen könnten.
"Mit unseren Schiffen vor Ort, dem bereits entfernten Sediment und der am Sonntagabend einsetzenden großen Flut wird es uns hoffentlich gelingen, das Schiff Anfang nächster Woche wieder freizubekommen", sagte Berdowski in einer Talkshow. Zudem werde bereits ein Kran installiert, um hunderte Container vom Vorderdeck zu entfernen.
Berdowski zeigte sich damit etwas vorsichtiger als der Chef des japanischen Schiffseigners Shoei Kisen, Yukito Higaki. Dieser hatte am Freitag auf einer Pressekonferenz in Japan das Ziel ausgegeben, den Containerriesen bis Samstagabend japanischer Zeit "zu befreien". Es sei kein Wasser in die "Ever Given" gelaufen, auch gebe es keine Probleme mit Steuerung und Antrieb. "Sobald sich das Schiff wieder bewegt, sollte es operationsfähig sein", sagte Higaki laut der Zeitung "Asahi Shimbun".
Zuvor war ein erneuter Versuch gescheitert, das Schiff zu befreien. Nach Angaben der in Singapur ansässigen und für das technische Management des Containerschiffs verantwortlichen Gesellschaft Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) werden nun zwei weitere Schlepper am Sonntag im Suez-Kanal erwartet, um bei der Bergung zu helfen.
Zuletzt stauten sich auf beiden Seiten des Kanals bereits 213 Schiffe mit Frachtgut im Wert von Milliarden von Dollar. Auch deutsche Unternehmen befürchten daher Lieferengpässe. Einige Groß-Reedereien wie Maersk und die deutsche Hapag-Lloyd planen bereits, auf die deutlich längere Route über das Kap der Guten Hoffnung auszuweichen.
Angesichts der anhaltenden Blockade bot die US-Armee unterdessen ihre Unterstützung an. Es liefen bereits entsprechende Gespräche mit den ägyptischen Behörden, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Freitag. Ein Expertenteam der US-Marine könnte schnell zum Suez-Kanal entsandt werden - eine zentrale Aufgabe des für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommandos ist der Schutz der Handelsschiffe in der Region.
Laut einem Vertreter des US-Verteidigungsministeriums könnte sich das Expertenteam bereits am Samstag vom US-Flottenstützpunkt in Bahrain auf den Weg machen, sollte Ägypten bis dahin eine formelle Anfrage gestellt haben. Darüberhinaus könne die US-Armee die Belegschaft von Schiffen beraten und unterstützen, die sich wegen der Blockade des Kanals für den Umweg um Afrika entschieden und dabei auf Piraten treffen könnten.
by Von Bassem ABOUALABASS