Trotz einer vereinbarten Waffenruhe ist die Hauptstadt der umstrittenen Kaukasusregion Berg-Karabach erneut von Explosionen erschüttert worden. Sieben laute Explosionen waren am späten Samstagabend in Stepanakert zu hören, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Daraufhin ertönten umgehend Alarmsirenen.
In der Nacht zum Samstag hatten sich beide Konfliktparteien unter Vermittlung von Russlands Außenminister Sergej Lawrow auf eine Waffenruhe sowie auf den Beginn "ernsthafter Verhandlungen" geeinigt. Die Waffenruhe trat um 12.00 Uhr Ortszeit in Kraft.
Bereits unmittelbar danach warfen sich die Konfliktparteien gegenseitig vor, die Feuerpause verletzt zu haben. Im Laufe des Tages wurde es in Stepanakert jedoch ruhiger.
Ein ranghoher Vertreter Aserbaidschans sagte, die Waffenruhe sei nur "vorübergehend". "Es ist eine humanitäre Waffenruhe, um Tote und Gefangene auszutauschen. Es ist kein Waffenstillstand", sagte er. Die Regierung in Baku habe "nicht die Absicht, einen Rückzieher" zu machen, was ihr Ziel einer Rückeroberung Berg-Karabachs angehe.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Nach einer längeren Zeit relativer Ruhe war der Konflikt um Berg-Karabach und angrenzende Gebiete Ende September wieder aufgeflammt. Seitdem gab es täglich heftige Gefechte, bei denen dutzende Zivilisten starben. Bislang wurden mehr als 400 Soldaten auf armenischer Seite getötet, während Aserbaidschan keine Angaben zu Opfern machte.
by ARIS MESSINIS