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Netanjahu will weiter "militärischen Druck" auf Hamas ausüben

Trotz der eindringlichen Forderungen von Angehörigen der von der Hamas genommenen Geiseln nach Verhandlungen will der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu den "militärischen Druck" auf die militante Palästinenserorganisation aufrecht erhalten. Dieser Druck sei notwendig, um die Rückkehr der Entführten und den "Sieg über unsere Feinde" zu erreichen, sagte Netanjahu am Samstagabend auf einer Pressekonferenz.

Seit der versehentlichen Erschießung von drei Geiseln durch israelische Soldaten am Freitag im Gazastreifen haben die Appelle an die israelische Regierung, auf eine Freilassung der Entführten hinzuwirken, nochmals an Dringlichkeit zugenommen. "Wir nehmen wieder und wieder tote Geiseln in Empfang", sagte am Samstag Noam Perry, deren Vater Haim Perry sich noch in der Händen der Hamas befindet.

Sie forderte die israelische Regierung auf, umgehend einen Plan für Verhandlungen über die Freilassung vorzulegen. "Unsere Forderung ist kein Kampf (mit der Regierung), es ist ein Aufruf, den jeder starten würde, wenn es der eigene Vater wäre. Berücksichtigt uns und legt jetzt einen Plan (für Verhandlungen) vor", sagte Perry bei einer Veranstaltung des Forums für Geiseln und vermisste Familien in Tel Aviv.

Netanjahu sagte, die versehentliche Tötung der drei Geiseln habe ihm "das Herz gebrochen". Dieser Vorfall "hat das Herz der gesamten Nation gebrochen". Der Ministerpräsident betonte jedoch zugleich, dass der "militärische Druck" auf die Hamas notwendig sei, damit Verhandlungen etwas erreichen könnten. Die Anweisungen, die er dem israelischen Verhandlungsteam gebe, basierten "auf diesem Druck, und ohne ihn haben wir nichts".

Netanjahu sprach nicht konkret über mögliche neue Verhandlungen mit der Hamas. In Medienberichten hieß es jedoch, nach der versehentlichen Tötung der drei Geiseln wende sich die israelische Regierung wieder dem Weg der Verhandlungen zu. 

Das Nachrichtenportal "Axios" berichtete von einem für dieses Wochenende in Europa geplanten Treffen des israelischen Mossad-Geheimdienstdirektors David Barnea  mit dem katarischen Regierungschef Mohammed ben Abdelrahmane Al-Thani. Dabei solle es um eine zweite Feuerpause zur Freilassung von Geiseln gehen. 

Im Rahmen einer zwischen Israel und der Hamas vereinbarten Waffenruhe waren Ende November im Verlauf einer Woche etwa hundert Geiseln freigelassen worden. Im Gegenzug ließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus den Gefängnissen frei. Das Abkommen war von Katar, Ägypten und den USA vermittelt worden. Nach israelischen Angaben befinden sich noch immer 129 Geiseln in der Gewalt der Hamas.

Die versehentliche Tötung von drei Geiseln hat in Israel Entsetzen ausgelöst. Erste Untersuchungen ergaben, dass die drei Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren "einige Dutzend Meter" vor einer israelischen Armee-Stellung im Norden des Gazastreifens aufgetaucht waren. Sie gingen nach Armee-Angaben mit einer behelfsmäßigen weißen Fahne auf die Soldaten zu, was von letzteren aber als Bedrohung wahrgenommen wurde. Daraufhin sei das Feuer auf die drei Männer eröffnet worden.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen bereits zehn Wochen an. Hunderte Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober in israelische Orte eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden mehr als 1130 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang rund 18.800 Menschen getötet.

dja