Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die versehentliche Tötung von drei Geiseln im Gazastreifen durch die israelische Armee als "unerträgliche Tragödie" bezeichnet. "Der gesamte Staat Israel trauert an diesem Abend", erklärte Netanjahu am Freitag. Er bekundete sein Mitleid mit den Angehörigen der drei Geiseln.
Armeesprecher Daniel Hagari hatte zuvor im Fernsehen gesagt, israelische Soldaten hätten die drei von der radikalislamischen Hamas verschleppten Geiseln während Kämpfen in Schudschaija im Norden des Gazastreifens "versehentlich als Bedrohung identifiziert". Daraufhin hätten die Soldaten auf die Geiseln geschossen, "und sie wurden getötet".
Laut Hagari vermutet die israelische Armee, dass die drei Geiseln entweder der Hamas entkommen oder von ihren Entführern freigesetzt worden waren. "Wir kennen die Details noch nicht", sagte der Armeesprecher.
Die Leichen der drei Geiseln wurden Armeeangaben zufolge nach Israel gebracht. Die israelischen Streitkräfte identifizierten die versehentlich Getöteten als Alon Schamris und den 28-jährigen Heavy-Metal-Schlagzeuger Jotam Haim, die beide aus dem Kibbuz Kfar Asa entführt worden waren. Die dritte getötete Geisel ist demnach der 25-jährige Beduine Samer El-Talalka aus dem Kibbuz Nir Am.
Den Namen von Schamris hatte die israelische Armee zunächst nicht genannt, was sie mit einem entsprechenden Wunsch der Familie begründete. Später nannte sie den Namen dann doch.
Die von der der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte nach ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Hamas-Kämpfer waren in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden mehr als 1130 Menschen getötet.
Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang rund 18.800 Menschen getötet, darunter etwa 8000 Kinder.
dja