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Netanjahu kündigt Verstärkung der Kämpfe im Gazastreifen an

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen angekündigt. Netanjahu sagte am Montag laut einer Erklärung seiner Partei Likud, die Armee werde ihre Kämpfe "in den kommenden Tagen intensivieren". Nach Angaben der Hamas wurden bei israelischen Luftangriffen seit Sonntag mehr als hundert Menschen getötet. Papst Franziskus beklagte die "verzweifelte humanitäre Situation" der Palästinenser im Gazastreifen und rief zu einem Waffenstillstand auf. 

Der Krieg werde "lang sein" und sei "nicht nah am Ende", sagte Netanjahu nach Angaben seiner Partei bei einem Treffen mit Abgeordneten des Likud. Der Regierungschef war demnach zuvor selbst in den Gazastreifen gereist.

Bei einer Rede im Parlament versprach Netanjahu später, die noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu befreien. Die israelische Armee brauche jedoch "mehr Zeit", um den militärischen Druck auf die Hamas zu erhöhen. 

Angehörige der Geiseln buhten Netanjahu während seiner Rede mehrfach aus und skandierten "Sofort! Sofort!", um ihre Forderungen nach mehr Bemühungen für eine schnellere Freilassung der Geiseln zu untermauern. Am Montagabend versammelten sich Angehörige zu einer Kundgebung vor dem Verteidigungsministerium und verlangten eine Befreiung der Geiseln "um jeden Preis".

Die israelische Armee setzte ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen am Montag mit unverminderter Härte fort. Aus dem Gazastreifen wurden derweil mehrere Raketen auf Israel abgefeuert, die meisten von ihnen wurden aber von der Luftabwehr abgefangen. 

Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, in der Nacht zu Montag seien bei einem Angriff auf das Dorf Al-Sawaida im Zentrum des Palästinensergebiets zwölf Menschen getötet worden. Mindestens 18 Menschen seien bei einem Angriff auf die Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens getötet worden. 

Am Sonntag hatte das Gesundheitsministerium erklärt, bei einem Luftangriff auf das Flüchtlingslager al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens seien mindestens 70 Menschen getötet worden. Die Zahlen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Die israelische Armee kündigte an, den Vorfall zu untersuchen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte, ihre Mitarbeiter hätten bei einem Besuch in einem Krankenhaus vom Gesundheitspersonal und von Überlebenden "erschütternde Berichte" über den Angriff auf das Flüchtlingslager gehört. "Ein Kind hat seine ganze Familie bei dem Angriff auf das Lager verloren. Eine Krankenschwester im Krankenhaus hat den gleichen Verlust erlitten", schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag im Onlinedienst X, früher Twitter.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mittlerweile 80 Tagen an. Auslöser war ein großangelegter Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Dabei waren nach israelischen Angaben rund 1140 Menschen, meist Zivilisten, getötet und rund 250 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 129 von ihnen befinden sich nach israelischen Angaben weiterhin in der Gewalt der Hamas.

Israel führt seither massive Angriffe in dem Palästinensergebiet aus - mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu vernichten. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 20.670 Menschen getötet.

Der Papst prangerte in seiner Weihnachtsbotschaft am Montag die "verzweifelte humanitäre Situation" der Palästinenser im Gazastreifen angeprangert und rief zur Freilassung der noch festgehaltenen israelischen Geiseln auf. "Ich trage den Schmerz für die Opfer des verabscheuungswürdigen Angriffs vom 7. Oktober in meinem Herzen und erneuere einen dringenden Appell für die Freilassung derjenigen, die noch als Geiseln festgehalten werden", sagte Franziskus.

Der Papst forderte zudem das Ende der Militäroperationen "mit ihrer entsetzlichen Folge von unschuldigen zivilen Opfern". Die verzweifelte humanitäre Lage im Gazastreifen müsse durch die Öffnung für humanitäre Hilfstransporte behoben werden. Nach UN-Schätzungen hat der Krieg rund 1,9 der insgesamt 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen zu Binnenflüchtlingen gemacht. 

bfi/fs