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Nach der Flut: Jetzt droht Gefahr durch giftigen Schlamm!

Die katastrophalen Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben neben Zerstörung auch jede Menge Schlamm hinterlassen, der nun entfernt werden muss. Doch dies birgt eine weitere Gefahr. Denn in dem giftigen Schlamm könnten zum Teil tödliche Gefahren lauern. Über dieses und weitere Probleme der Flutkatastrophe haben sich nun Experten zu Wort gemeldet,

Schlamm kann giftige Bakterien enthalten

Neben Wassermassen hat die Flutkatastrophe auch reichlich Schlamm in den Überschwemmungsgebieten hinterlassen. Und dieser ist nicht ungefährlich, wie der Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow (71) bestätigt: “Dadurch, dass nahezu die gesamten Abwasserleitungen zerstört sind, vermengen sich Trink- und Abwasser. Damit ist die große Gefahr gegeben, dass sich die Leute an nahezu allem anstecken können, rein theoretisch können da sogar Cholera und Poliomyelitis dabei sein.“ Das Fehlen von Trinkwasser wird in den nächsten Tagen also zu einem der größten Problemewerden. “Im Prinzip können sich jetzt nicht nur Durchfallerkrankungen und Noro-Viren verbreiten, sondern auch alle anderen Viren, die sich als Tröpfcheninfektion verbreiten. Man kann sagen: Es muss mit vielen Krankheiten gerechnet werden. Deswegen müssen die Menschen vorrangig mit Trinkwasser versorgt und die Abwässer konsequent abgesondert werden. Das Sprichwort ‚Erst kommt die Katastrophe, dann die Seuche‘ darf nicht Wirklichkeit werden“, warnt der Experte

Stark beschädigte Häuser müssen abgerissen werden

Zur Zeit untersuchen Experten die bei der Flut beschädigten Häuser auf Statik und Standfestigkeit. Diese Beurteilung hat die Aufgabe zu erkennen, ob Reparaturen möglich sind, oder ob die bei der Flut beschädigten Häuser abgerissen werden müssen. Einer dieser Experten ist Dipl-Ing. Jörg Friemel (50), Tragwerksplaner und Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer-Bau NRW. Er erklärt die Aufgabe der Prüfer: “Wir gucken: Ist das Fundament unterspült? Wie stark? Bei kleineren Schäden kann man es sichern, indem man die Hohlräume betoniert oder verpresst. Eine andere Frage ist: Gibt es ein direkt sichtbares Standsicherheitsproblem, beispielsweise Löcher in den Wänden? Gewisse Schäden lassen sich beheben, andere nicht.“ Sollten ganze Zimmer fortgespült worden sein, erfolgt die Prüfung, ob eine Rettung des Hauses möglich ist. “Wenn Sie ein betoniertes Streifen-Fundament haben, ist es auch nicht schlimm, wenn da ein Meter weggespült wird. Bei einem gemauerten Streifen-Fundament hingegen, wie alte Häuser es in der Regel haben, ist das schon problematischer“,erklärt Friemel. Zudem werde auch nach Rissen innerhalb der Gebäude gesucht, um eventuelle Hohlräume unter dem Fundament zu entdecken. Desweiteren muss die Bodenbeschaffenheit geprüft werden. “Ein sandiger Boden beispielsweise wird oft schneller abgetragen und weggespült als andere Böden“, erklärt der Experte.

Kampf gegen den Schimmel ebenfalls wichtig

Eine weitere Gefahr stellt auch der Schimmel dar, der sich durch die Feuchtigkeit in den beschädigten Häusern bilden kann. “Bereits nach drei, vier Tagen kann ein Schimmel entstanden sein und wachsen. Spätestens nach 14 Tagen steht er in voller Blüte, leuchtet in unterschiedlichen Farben und bildet Sporen, die potenziell gesundheitsgefährdend sind“, warnt Schimmel-Experte und Sachverständiger Jürgen Jörges (56). Nach Flutschäden dringt das Wasser häufig in das Baumaterial ein. “Es ist ein Irrglaube, dass das einfach abtrocknet. Die Feuchtigkeit bleibt im Raum, vor allem, wenn man – so wie derzeit – draußen eine Luftfeuchtigkeit von rund 65 Prozent hat. Das ist wie bei einer Tasse Wasser, die man mit einer Folie abdeckt und in die Sonne stellt: Da verdunstet nichts, sondern es bildet sich Kondenswasser und die Feuchtigkeit verbleibt in der Baukonstruktion“, warnt Jörges, der darauf hinweist, dass dies besonders bei Fachwerkhäusern ein Problem ist. “Das Holz muss in der Regel freigelegt und getrocknet werden, weil die Feuchtigkeit sonst im Gebälk bleibt. In der Folge entwickeln sich holzzersetzende Pilze, die eine Verrottung einleiten. Insofern ist in solchen Fällen oft erst ein gewisser Rückbau nötig, um später das Ganze wieder aufzubauen“, rät der Experte. Bis die Gebäude richtig getrocknet sind, kann unter Umständen Monate dauern.

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