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Myanmars Junta demonstriert Macht mit Militärparade - viele Tote bei Protesten

Schüsse auf Protest-Teilnehmer in Mandalay und Yangon

Myanmars Militär hat nach seiner gewaltsamen Machtübernahme mit einer großen Parade seine Stärke demonstriert, während bei erneuten Protesten gegen die Junta viele Menschen getötet wurden. Flankiert von Militärfahrzeugen marschierten Soldaten anlässlich des Tags der Armee am Samstag mit Flaggen und Fackeln durch die Hauptstadt Naypyidaw. Mindestens 24 Menschen wurden nach AFP-Zählungen von Sicherheitskräften bei Protesten getötet, örtliche Medien berichteten von zahlreichen weiteren Opfern.

In einer Rede verteidigte Junta-Chef Min Aung Hlaing den Militärputsch am 1. Februar erneut und sicherte zu, nach Neuwahlen die Macht an die neue Regierung abzugeben. Zugleich richtete der General eine Warnung an die Junta-Gegner. "Terrorismus" sei nicht hinnehmbar, sagte er. "Die Demokratie, die wir uns wünschen", müsse respektiert werden.

Mit dem Tag der Armee erinnert Myanmar an den Beginn des Widerstands gegen die japanische Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Nur acht ausländische Delegationen nahmen an der Veranstaltung teil, darunter China und Russland.

Seit dem Militärputsch am 1. Februar sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, fast 330 Menschen wurden nach Angaben von örtlichen Menschenrechtsaktivisten getötet. Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zum demokratischen Prozess.

Die Protestbewegung hatte aus Anlass der Parade zu neuen Demonstrationen gegen den Putsch aufgerufen. In mehreren Städten wurden sie erneut und teilweise noch vor dem Morgengrauen blutig niedergeschlagen. Zu besonders brutalen Szenen kam es in der gesamten Region von Mandalay. Dort eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten und erschossen mindestens neun Menschen in vier verschiedenen Städten - darunter einen Arzt sowie ein 14-jähriges Mädchen, wie Rettungskräfte vor Ort berichteten. "Vier Männer wurden tot zu uns gebracht", sagte eine Sanitäterin aus Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, während sie verzweifelt versuchte, dutzende Verletzte zu behandeln.

In der Stadt Lashio im Shan-Staat an der Grenze zu Thailand und China eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf demonstrierende Studenten und töteten nach Angaben eines Sanitäters mindestens drei junge Menschen. Sein Team habe die Toten wegen der vielen Schüsse nicht bergen können, berichtete er. "Die Armee und die Polizei kamen einfach und schossen ohne Vorwarnung los", sagte der örtliche Journalist Mai Kaung Saing.

Viele Opfer gab es auch in der Wirtschaftsmetropole Yangon, die sich in den vergangenen Wochen zum Brennpunkt der Proteste entwickelte. Gegen Mitternacht eröffneten dort Polizisten das Feuer auf eine Gruppe Menschen, die vor einer Wache die Freilassung inhaftierter Freunde forderten. Sie erschossen mindestens fünf Menschen, wie Augenzeugen berichteten. Erst gegen vier Uhr morgens kehrte demnach wieder Ruhe ein. Stunden später waren Rauchschwaden über der Stadt zu sehen.

Nördlich von Yangon endete eine Kundgebung vor dem berüchtigten Insein-Gefängnis noch vor dem Morgengrauen in Chaos und Panik, als Soldaten auch dort gezielt auf Demonstranten schossen. Mindestens ein Demonstrant wurde getötet. Dabei handelte es sich um einen 21-jährigen Polizisten, der sich der Protestbewegung angeschlossen hatte. Er sei zu Hause seinen Schusswunden erlegen, sagte sein Vater zu AFP und fügte hinzu, er trauere um seinen Sohn, sei aber gleichzeitig auch stolz auf ihn.

"Dieser 76. Tag der Armee wird als ein Tag des Terrors und der Unehre in Erinnerung bleiben", erklärte die Delegation der Europäischen Union in Yangon in den Online-Netzwerken. Auch die Vertretungen Großbritanniens und der USA verurteilten "die Tötung unbewaffneter Zivilisten".

by Handout