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Mutmaßlicher Waffennarr wegen geleakter US-Geheimdokumente festgenommen

In einer live im Fernsehen übertragenen Aktion ist in den USA der mutmaßliche Verantwortliche für das Durchsickern geheimer Regierungsdokumente festgenommen worden. Bei dem Verdächtigen handele es sich um einen Angehörigen der Luft-Nationalgarde, sagte Justizminister Merrick Garland. Der 21-Jährige sieht laut US-Medienberichten in Staat und Regierung eine "dunkle Macht" und ist in Waffen vernarrt - am Freitag sollte er vor einem Bundesgericht erscheinen.

Die Festnahme von Jack Teixeira erfolgte am Donnerstag in der Kleinstadt Dighton südlich von Boston im Bundesstaat Massachusetts. Auf live im Fernsehen übertragenen Luftaufnahmen ist zu sehen, wie sich ein Mann in kurzer roter Hose und T-Shirt mit Händen hinter dem Kopf ergibt. In dieser Haltung läuft er langsam rückwärts Richtung schwerbewaffneter Einsatzkräfte, die ihn dann festnehmen und mit Händen auf den Rücken in eines ihrer Fahrzeuge schieben.

Garland zufolge erfolgte die Festnahme "im Zusammenhang mit einer Untersuchung über die mutmaßliche unbefugte Entfernung, Aufbewahrung und Weitergabe von Verschlusssachen der nationalen Verteidigung". Am Freitag sollte der 21-Jährige vor einem Bundesgericht in Massachusetts erscheinen müssen, wie ein Gerichtsmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Teixeira hatte seinen Job laut der Nationalgarde im September 2019 angetreten. Er arbeitete als IT- und Kommunikationsspezialist und hatte den Rang eines "Airman First Class" inne - der drittniedrigste mögliche Rang. Als solcher hatte der 21-Jährige offenbar auch Zugang zu vielen Geheimdokumenten. 

Verteidigungsminister Lloyd Austin kündigte eine "Überprüfung" des Zugangs zu Geheimdienstinformationen sowie "Verantwortlichkeit und Kontrollverfahren" im Verteidigungsministerium an, um künftig "diese Art von Vorfall zu verhindern". 

Der "New York Times" zufolge führte eine "Spur digitaler Beweise" zu dem Verdächtigen. Der Mann sei der Kopf einer privaten Chatgruppe im Online-Netzwerk Discord gewesen, die sich Thug Shaker Central nannte und in der die Dokumente auftauchten. 

Ein Mann mit dem Spitznamen "OG" veröffentlichte der "Washington Post" zufolge über Monate hunderte Dokumente auf der Plattform, die eigentlich besonders für den Austausch über Videospiele genutzt wird. Demnach erhielt die Redaktion Hinweise auf den Mann von zwei Mitgliedern einer Gruppe auf der Online-Plattform Discord.

Die Discord-Gruppe, welcher der mutmaßliche Verbreiter der Geheiminformationen angehöre, umfasse etwa 24 Mitglieder, darunter auch Menschen aus Russland und der Ukraine, berichtete die "Washington Post". Was sie vereine, sei ihre "Liebe zu Waffen, militärischer Ausrüstung und Gott". 

Der Zeitung zufolge hat der Mann eine "schlechte Meinung von der Regierung" in Washington. Ein Gruppenmitglied sagte demnach, "OG" habe die Vereinigten Staaten und besonders die Strafverfolgungsbehörden und die Geheimdienste als "dunkle Macht" bezeichnet, die versuche, die Bürger zu unterdrücken und "im Dunkeln zu halten". 

"OG" soll dem Bericht zufolge Gruppenmitgliedern berichtet haben, dass er Teile seines Arbeitstages in einer Sicherheitseinrichtung verbringe, in der "Handys und andere elektronische Geräte" verboten seien. Er habe "stundenlang geschuftet", um die vertraulichen Dokumente abzuschreiben und sie dann mit der Discord-Gruppe zu teilen. Um sich die Arbeit zu erleichtern, sei er schließlich dazu übergegangen, die Dokumente abzufotografieren und anschließend zu posten. 

Die "Washington Post" zitierte zudem einen der Discord-Nutzer mit den Worten, "OG" habe den Gruppenmitgliedern aufgetragen, ihrerseits die Dokumente nicht weiter zu verbreiten. Er habe gesagt, kein sogenannter Whistleblower sein zu wollen. 

In den vergangenen Tagen waren die zuvor auf Online-Plattformen verbreiteten geheimen US-Regierungsunterlagen durch Medienberichte einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Ein Großteil der Dokumente bezieht sich auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hatte das Durchsickern der Dokumente als "sehr große Bedrohung" für die nationale Sicherheit eingestuft.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, rief die Betreiber von Online-Netzwerken wie Discord dazu auf, nicht zur Verbreitung derartiger Informationen beizutragen. Die Unternehmen stünden aus Sicht der US-Regierung "in der Verantwortung gegenüber ihren Nutzern und dem Land". Discord erklärte, das Unternehmen arbeite in der Angelegenheit mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen.

jes/ju