Im Fall eines in Sachsen-Anhalt festgenommenen italienischen Studenten, der seine Exfreundin entführt und ermordet haben soll, steht einer Auslieferung des Verdächtigen an sein Heimatland nichts mehr im Weg. Der Beschuldigte habe sich mit einer Auslieferung einverstanden erklärt, teilte das Oberlandesgericht im sachsen-anhaltischen Naumburg am Mittwoch mit. Da etwaige Auslieferungshindernisse nicht erkennbar seien, sei ein Auslieferungshaftbefehl erlassen worden. Das Verfahren sei damit beendet.
Laut Gericht kann der Verdächtige auf Grundlage dieses Haftbefehls nun so lange in Deutschland festgehalten werden, bis er "in die Obhut der italienischen Behörden" übergeben wird. Weitere gerichtliche Entscheidungen seien nicht erforderlich, hieß es. Die italienischen Behörden hatten nach dem Mann etwa eine Woche lang gefahndet und auch einen europäischen Haftbefehl ausgestellt.
Am Samstag wurde der 22-Jährige aus Padua auf einer Autobahn bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt von deutschen Polizisten vorläufig festgenommen, nachdem er nach Angaben italienischer Ermittler wegen Benzinmangels auf dem Standstreifen liegengeblieben war. Er wurde in eine Justizvollzugsanstalt gebracht, während die italienische Regierung eine schnelle Auslieferung des Manns ankündigte.
Der Fall hatte in Italien zuvor tagelang für Schlagzeilen gesorgt. Der Student und seine ehemaligen Freundin waren am Wochenende vorvergangener Woche verschwunden. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten später, wie der Verdächtige seine gleichaltrige frühere Partnerin auf dem Parkplatz eines Industriegebiets angegriffen hatte und mit ihr im Auto geflüchtet war.
Anschließend blieben beide annähernd eine Woche verschollen. Am vergangenen Samstag wurde die Leiche der Frau mit zahlreichen Stichwunden an Kopf und Hals in einer Schlucht in der Nähe des Lago di Barcis in Norditalien gefunden. Annähernd parallel dazu wurde der 22-Jährige dann am Samstagabend auf einer Autobahn bei Leipzig in Sachsen-Anhalt von deutschen Beamten festgenommen.
bro/cfm