Im Zusammenhang mit der unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus in Ischgl hat der österreichische Verbraucherschutzverein (VSV) vier Musterklagen eingereicht. Dies gab VSV-Obmann Peter Kolba am Mittwoch auf einer Pressekonferenz bekannt. Sein Verein vertrete auf dem Rechtsweg insgesamt tausend Betroffene. Um bei Gericht rasche Erfolge zu erzielen, habe man sich vorerst auf vier Musterfälle beschränkt.
Die vier sogenannten Amtshaftungsklagen wurden beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen eingebracht. Ein Betroffener ist den Angaben zufolge an Covid-19 gestorben. Bei zwei deutschen Betroffenen sei die Erkrankung so schwer verlaufen, dass die Patienten teilweise heute noch in Behandlung sind und mit Dauerfolgen rechnen müssen. Ein vierter Betroffener sei gesund, auch er müsse aber mit Spätfolgen rechnen.
Der Tiroler Skiort Ischgl war im März ein Hotspot für Corona-Infektionen gewesen. Tausende Urlauber steckten sich mit dem Coronavirus an, darunter viele Touristen aus Deutschland, die das Virus danach zu Hause weiterverbreiteten. Den österreichischen Behörden wird vorgeworfen, zu spät auf erste Anzeichen des Ausbruchs in dem beliebten Wintersportort reagiert und damit der Ausbreitung in ganz Europa und darüber hinaus Vorschub geleistet zu haben.
Laut Kolba meldeten sich nach einem Aufruf des VSV rund 6000 Menschen aus 45 Staaten, weil sie sich nach eigenen Angaben während des Skiurlaubs in Ischgl mit dem Coronavirus infiziert hatten.
by Johann GRODER