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Mütter arbeiteten wegen Pandemie besonders häufig abends oder am Wochenende

IAB-Forscher warnen vor gesundheitlichen Risiken

Mehr Flexibilität - aber höhere Gesundheitsrisiken: Mütter mit jüngeren Kindern haben ihre Arbeit wegen der Corona-Pandemie zuletzt überdurchschnittlich häufig auf ungewöhnliche Zeiten wie den Abend oder das Wochenende verlagert. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Forscher sprachen von einem "zweischneidigen Schwert" und mahnten zur Abgrenzung von Berufs- und Privatleben.

Die Studie zeigt zudem, dass Eltern generell wegen der Betreuungssituation zur Verlagerung ihrer Arbeitszeit gezwungen waren. So verlagerten 33 Prozent der Beschäftigten, die im April 2020 Kinder unter 14 Jahre zu betreuen hatten, ihre Arbeitszeiten zumindest teilweise. Bei denjenigen ohne Kinder waren es 16 Prozent.

Außerdem wird eine besondere Betroffenheit der Mütter deutlich: Den Ergebnissen zufolge verschoben etwa 52 Prozent der Mütter mit Kindern unter 14 Jahren ihre Arbeitszeit zu Beginn der Pandemie im April 2020 zumindest teilweise auf die Abendstunden oder das Wochenende, bei Vätern waren es rund 31 Prozent. Bis Oktober sank der Anteil wegen der verbesserten Infektionslage wieder.

Gründe für die geänderten Zeiten seien vor allem Kita- und Schulschließungen sowie der Distanzunterricht gewesen, erklärte IAB-Forscherin Corinna Frodermann. Außerdem habe das Homeoffice generell eine Rolle gespielt - so gab mehr als ein Drittel derjenigen, die zumindest teilweise von zu Hause arbeiteten, im April 2020 an, zu anderen Zeiten zu arbeiten als noch vor der Pandemie. Bei den Beschäftigten, die kein Homeoffice nutzten, waren es nur knapp 15 Prozent.

Die Daten stützen sich auf eine regelmäßige Befragung von Betrieben der deutschen Privatwirtschaft mit mindestens 50 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zudem gab es für die Zeit der Pandemie eine Zusatzbefragung, an der zwischen April und Oktober vergangenen Jahres gut 2100 Beschäftigte teilnahmen.

Die Forscher betonten, eine Verschiebung der Arbeit auf ungewöhnliche Zeiten müsse nicht per se negativ sein - so habe dies sowohl den betrieblichen Arbeitsalltag als auch die Wahrnehmung von Betreuungspflichten in der Pandemie vielfach erleichtert. Jedoch berge diese Form der Arbeitsgestaltung Risiken, denn damit "verschwimmen noch stärker als vor der Pandemie die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben". Gesetzliche Ruhezeiten nach Feierabend und am Wochenende seien aber aus gesundheitlichen Gründen notwendig.

by OLI SCARFF