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Mordanklage gegen Narkosearzt: Hat Mediziner seine Patienten vorsätzlich getötet?

Regensburg (Bayern) – Hat dieser Arzt einen Patienten (79) durch eine Überdosis Morphin getötet? Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat Anklage wegen Mordes gegen den ehemaligen Oberarzt des Kelheimer Klinikums, Dr. Ramin E. (49), erhoben. Ihm wird vorgeworfen, einen Patienten durch die Verabreichung von Morphin getötet zu haben. Darüber hinaus prüfen die Ermittler, ob er für weitere Todesfälle im Krankenhaus verantwortlich sein könnte. Hier die dramatischen Hintergründe:

Verdacht auf Mord: Arzt sitzt in Untersuchungshaft

Seit dem 30. April befindet sich Dr. E. in Untersuchungshaft. Laut Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher werden mehrere Todesfälle aus dem betroffenen Krankenhaus untersucht, die von Mitarbeitern der Intensivstation als verdächtig gemeldet wurden. Im Fall eines 79-jährigen Patienten erhärteten sich die Vorwürfe. Rauscher erläutert: "Der Angeklagte soll am 8. Juli 2022 entgegen medizinischer Indikation die bisherige Medikation abgesetzt und den Patienten an einen Perfusor zur intravenösen Morphin-Injektion angeschlossen haben.“ Anschließend soll er die Dosierung eigenmächtig so stark erhöht haben, dass der Patient am 9. Juli kurz nach Mitternacht verstarb. Ein Gutachten der Münchner Rechtsmedizin bestätigte, dass die Umstellung medizinisch nicht notwendig war. Die Staatsanwaltschaft wirft Dr. E. vor, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt zu haben.

Angeklagter weist Vorwürfe zurück

Der Verteidiger von Dr. E. war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Während der Ermittlungen erklärte der Angeklagte, sich nicht an den Vorfall erinnern zu können. Er legte Gutachten vor, die eine palliative Versorgung des Patienten als gerechtfertigt ansehen.

Dr. Ramin E. sieht sich auch in einem weiteren Fall schwerwiegenden Anschuldigungen ausgesetzt. Er soll für den Tod der Krankenschwester Ronja H. (†23) verantwortlich sein. Laut Anklage verabreichte er der Migränepatientin im Dezember 2021 Propofol und Ketamin, überwachte sie anschließend jedoch nicht. Am Morgen wurde sie leblos in einer Blutlache aufgefunden. Hier lautet der Vorwurf auf Aussetzung mit Todesfolge.

Hoffnung auf Aufklärung für Familie der Opfer

Die Kriminalpolizei untersucht außerdem weitere verdächtige Todesfälle im Klinikbetrieb. Beide bisherigen Anklagen wurden bislang nicht zur Hauptverhandlung zugelassen. Philipp Pruy, Anwalt des Vaters der verstorbenen Krankenschwester, äußerte gegenüber BILD: "Mein Mandant hofft auf eine umfassende Aufklärung der Vorfälle.“