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Mitarbeiter von britischer Botschaft wegen Spionage für Russland festgenommen

Gemeinsame Ermittlungen deutscher und britischer Behörden

Die Bundesanwaltschaft hat einen Mitarbeiter der britischen Botschaft in Berlin wegen des Verdachts auf Spionage für Russland festnehmen lassen. David S. soll einem russischen Geheimdienst gegen Geld Dokumente übergeben haben, wie die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte. Die Festnahme am Dienstag in Potsdam sei das Ergebnis gemeinsamer Ermittlungen deutscher und britischer Behörden.

Der britische Staatsbürger S. sei bis zu seiner Verhaftung als Ortskraft bei der Botschaft tätig gewesen, teilte die Bundesanwaltschaft weiter mit. Spätestens seit November 2020 soll er für den russischen Geheimdienst gearbeitet haben. Mindestens einmal soll er einem seiner Vertreter Dokumente übermittelt haben, an die er durch seine berufliche Tätigkeit gelangt sei. Dafür soll S. Bargeld in unbekannter Höhe bekommen haben.

Das Bundeskriminalamt durchsuchte am Dienstag auch die Wohnung und den Arbeitsplatz des Beschuldigten, wie die Bundesanwaltschaft weiter erklärte. Noch am Mittwoch sollte S. dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheiden sollte.

Laut der Metropolitan Police in London ist der Mann 57 Jahre alt. Die britischen Behörden arbeiteten in dem Fall weiter mit den deutschen Behörden zusammen, erklärten sie. Die Federführung bei den Ermittlungen liege aber in deutscher Hand.

Die Bundesregierung verurteilte den mutmaßlichen Spionagefall. “Geheimdienstliches Ausspähen eines engen Bündnispartners auf deutschem Boden ist nichts, was wir akzeptieren können”, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. “Die Hinweise, dass die geheimdienstliche Tätigkeit des Festgenommenen im Auftrag eines russischen Nachrichtendienstes erfolgte, nehmen wir sehr ernst.”

Der auf Sicherheitsthemen spezialisierte britische Journalist Edward Lucas sagte dem “Times Radio” in London, die Festnahme verdeutliche noch einmal, “wie viel Anstrengung die Russen in den Versuch stecken herauszufinden, was die westlichen Allianzen vorhaben.” Dass S. gefasst worden sei, sei eine gute Nachricht. Sie zeige, dass die Spionageabwehr funktioniere.

Im Juni hatte die Bundesanwaltschaft den russischen Mitarbeiter einer deutschen Universität wegen des Vorwurfs der Spionage für Moskau festnehmen lassen. Er soll wissenschaftliche Informationen an einen russischen Auslandsgeheimdienst übergeben haben. Im Februar hatte die Bundesanwaltschaft Anklage gegen einen Deutschen erhoben, der im Jahr 2017 Grundrisse des Bundestags an Russland weitergegeben haben soll.

by Von Sarah Maria BRECH

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