Monatelang suchte Ernährungsminister Cem Özdemir (57, Grüne) einen Öko-Koch für die Mitarbeiter-Cafeteria in seinem Ministerium – ohne Erfolg! Die Vorgaben für den Betreiber waren offensichtlich viel zu hoch. U. a. sollte mindestens ein Tagesgericht immer in “ovo-lacto-vegetarischer Form” gekocht und angeboten werden. Es fand sich kein geeigneter Öko-Koch.
Jetzt müssen Özdemirs Mitarbeiter ausbaden, dass ihr Chef so hohe Öko-Vorgaben macht. Die Kantine ist dicht – nun schon seit mehr als sechs Wochen! Auf BILD-Anfrage bestätigt Özdemirs Ministerium: Die Küche ist seit 1. Juli kalt! Heißt für die 350 Beschäftigten: Sie müssen seitdem auf die Kantine des in der Nähe gelegenen Bundesarbeitsministeriums ausweichen!
Die Beschäftigten im Berliner Ernährungsministerium sollen ganz gesund verpflegt werden. Ob das allen seinen Gästen schmeckt? Cem Özdemir streicht das Fleisch vom Speiseplan. Der Ernährungsminister scheitert an seinen eigenen Ernährungsvorgaben. Entsprechend groß sind Unverständnis und Spott bei der Opposition.
CDU-Fraktionsvize Steffen Bilger (44) zu BILD: “Ein Minister für Ernährung, der seine eigenen Leute nicht ernähren kann – das ist für Cem Özdemir peinlich.” Die Fürsorge für die Mitarbeiter solle wichtiger sein als die “Durchsetzung grüner Ernährungspolitik”. Der ernährungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Albert Stegemann (47): “Es ist ein politisches Armutszeugnis, dass Bundesernährungsminister Özdemir die Ernährung seiner Beschäftigten im eigenen Ministerium nicht sicherstellen kann.” Cem Özdemir müsse “im eigenen Haus den ernährungspolitischen Offenbarungseid leisten”.
Laut Ausschreibung sollte Özdemirs Kantinen-Koch u. a.: “eine schrittweise Reduzierung des Angebots an Mittagsgerichten mit Fleisch-/Wurstwaren” umsetzen, mehr Essen mit Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten anbieten und mindestens 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft beziehen. Weitere Vorgaben waren, dass frittierte und/oder panierte Produkte maximal zweimal in fünf Verpflegungstagen angeboten werden dürfen, Wurst höchstens 20 Prozent Fett enthalten soll und Frischkäsezubereitungen in Magerstufe angeboten werden sollen. Dazu gab es klare Preisvorgaben für einfache Gerichte und das jeweilige Tagesgericht.
Eine Ministeriumssprecherin sieht keine Probleme und begründet die geschlossene Cafeteria mit der “geringeren Nachfrage der Beschäftigten”. Diese nutzten die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten intensiv. “Entsprechend sinken auch die erwarteten Umsätze am Standort Berlin”, so die Sprecherin.
Pikant: Während die Angestellten in seinem Ministerium nicht bekocht werden, plant Özdemir ein freiwilliges Öko-Logo für Kantinen. Es soll den Bioanteil des Essens ausweisen.